Zubereitung u. Verspinnung der Wolle zu Garn. Tuchfabrikation. 791

verwandelt wird. Die Züge werden nun mittels Maschinen (selten auf dem Spinnrade) zu Garn versponnen, und zwar mittels ziemlich umständlicher Vorbereitungen, die hauptsächlich in mehrfach widerhol- ten Streckungen bestehen. Die Herstellung des Vorgespinnstes und das Feinspinnen stimmt im Wesentlichen mit der Baumwollspinnerei überein. Der Faden des Kammgarns muß möglichst glatt und ohne vorstehende Spitzen sein, wodurch er sich bedeutend vom Streichgarne unterscheidet, dem gerade die entgegengesetzten Eigenschaften beim Walken gut zu statten kommen. Das beim Kämmen zurückbleibende Gewirre von kurzen unreinen Haaren, wird Kämmling genannt und als ordinäre Streichwolle noch benützt. Das Haspeln des Kamm­garns ist wie das des Baumwollgarns.

Im Zubereiten und Spinnen von Wollengarnen, verrichteten in Amerika wenigstens früher Frauen Arbeiten, welche jetzt wieder von Männern versehen werden, weil sie den Frauenspersonen zu beschwer­lich waren und auch ihre Bekleidung sie daran hinderte. Dennoch sind nach dem letzten Census von 1860 in den Ber. Staaten in der W olll en-Manufaktur beschäftigt neben 28,780 männlichen Arbeitern auch 20,1 20 Fra u en s P er so n en.

In England, Deutschland, Frankreich und Nordamerika finden Frauenspersonen mit Wollenspinnen Erwerb. Die Vers. erwähnt 'einer Wollenspinnerei im Staate Rhode Island, wo 75 Frauensper­sonen beschäftigt sind, die täglich 12 Stunden arbeiten, stückweise be­zahlt werden und K 5 per Woche im Durchschnitte verdienen. Und in einer Spinnerei Massachusetts, wo 25 Frauenspersonen beschäftigt sind, stückweise bezahlt werden und monatlich K 1418 verdienen, (wobei sie für Boarding nur K 6 per Monat zahlen dürften. Für das Krämpeln der Wolle und das Aufspulen des Garnes erhalten die Arbeiterinnen bei llstünd. Tagesarbeit nur K 2 K 2. 50 per Woche.

Die Arbeit ist im Allgemeinen nicht ungesund; doch wird das Krämpeln der Wolle, eine Verrichtung, die ausschließlich den Arbei­terinnen zugewiesen ist, unbedingt als die ungesundeste Verrichtung bezeichnet, welche dazu auch noch die am schlechtesten bezahlte ist. (Siehe S. 521). Wollenspinnerei giebt für das ganze Jahr Arbeit.

344. Die Tuchfabrikation. Das wichtigste Streichgarnfabri­kat ist das Tuch. Es wird auf einem sehr breiten Stuhle lein- wandartig gewebt. Das Gewebe oder der Loden, wird durch das Nopen von hervorstehenden Fäden, Knoten u. s. w. gereiniget, dann entfettet und gewalkt. In der Walke wird es schmäler und mit einer filzartigen Decke überzogen. Nach dem Walken erhält es die Appre­tur. Diese besteht im Rauhen, Scheeren, Dekatiren und Pressen. Behufs des Rauhens wird das Tuch angefeuchtet, mit Karden (siehe auch Seite 425) oder Rauhmaschinen gestrichen, getrocknet und ge­gen den Strich aufgebürstet. Dann wird es mit großen Handschee-