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Flanell.

und werden, wo es immer sein kann, den männlichen Arbeitern vor­gezogen, weil sie die Arbeit besser machen, als männliche Arbeiter; weil man sich auf sie eher verlassen kann; weil sie mehr Geduld,

Takt und Reinlichkeitsliebe besitzen, und weil sie wohlfeiler ar­

beiten, als Männer. Es werden keine Arbeiterinnen engagirt, die jünger als 16 Jahre sind, ohne daß dieselben nicht einen Theil des Jahres zur Schule geschickt würden.

In den Flanell-Fabriken der verschiedenen östlichen Staaten Nordamerikas sind Frauenspersonen, je 40 50 an Anzahl mit We­ben, Krämpeln, Spulen, Anscheeren, Zurichten, Nummeriren u. s. w. beschäftiget, werden per Woche oder stückweise bezahlt und verdienen im Taglohne bei (12 Stunden) 50 Cts. bis K 1, oder im Wochen- lohne für 12stündige Tagesarbeit K 35 (zahlen K 6 monatlich für

Board in respektablen Familien), oder K 3 bis S 3. 80 (S 1. 50

für Board), dann für llstündige Arbeit K 2. 75 bis K 5. Im Staate New Jork arbeiten sie in der Regel nur 10 Stunden im Tage, werden dafür bis zu K 5 wöchentlich gelöhnt und erhalten für außergewöhnliche Arbeitsdauer auch Extrabezahlung. Für Kost und Wohnung entrichten sie S 2 wöchentlich.

Frauenspersonen versehen gewöhnlich leichtere und bequemere Arbeit als Männer, weshalb letztere auch 83 Cts. bis A 1. 50 per Tag verdienen. Die Arbeiter beiderlei Geschlechts scheinen es in die­sen Fabriken angenehm genug zu finden. Es ist doch der frühe Mor­gen und der Abend, sowie der Sonntag ihnen überlassen und alle Gelegenheit zu ihrer Ausbildung geboten. Die Arbeiterinnen sehen wohl und gut genährt aus, sind anständig gekleidet, wohnen gut und manche derselben erfreuen sich sogar einiger Lebensgenüsse und einigen Luxus. Es stehen ihnen auch meistens Kirchen, öffentliche Bibliothe­ken und Lesezimmer zu freier Benutzung zu Gebote.

Frauenspersonen erlernen die sie treffenden Verrichtungen in 16 Wochen. Wer jedoch die Fabrikation in all' seinen Theilen gründlich erlernen wollte, müßte schon eine Lehrzeit von ca. 4 Jah­ren daran wenden. Lehrlingen wird für einige Verrichtungen gleich bezahlt, für andere nach einer oder zwei Wochen. In manchen Etablissements rechnet man für das Krämpeln lernen 1 Monat, und für das Weben lernen 3 Monat.

Alle Flanell-Fabrikanten behaupten einstimmig, daß diese Be­schäftigung eine so gesunde sei, als sie eben als eine solche sein kann, die in geschlossenen Räumen verrichtet wird. Die Arbeit ist leicht und so komfortabel als nur irgend eine Fabrikarbeit sein kann.

In der Flanell-Fabrikation ist das ganze Jahr zu thun, am meisten aber im Herbst. An den größeren Fabrikplätzen Amerikas fehlen sogar Arbeiterinnen, und auch an Arbeitern für die schwereren Verrichtungen ist Mangel. Daher ist die Aussicht auf Beschäftigung dort um so mehr eine günstige, als die Flanell-Fabrikation in den Ver. Staaten sich auszudehnen verspricht.