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Die Seidenmanufactur. Die Iaquard-Weberei.

fertige Waare, und werden nun zusammengelegt und Platt gepreßt. Eine eigentliche Appretur findet nur in ganz besonderen Fällen statt. Für Modewaaren wird Seide auch in Verbindung mit Schaf- und Baumwolle zu sog. Halbseidenzeugen verarbeitet. Die gewöhnlichsten Seidenzeuge sind: glatte oder leinwandartige Gewebe, wie Futtertaffet, Avignon de Florence, Kleider- und Halbtaffet, Bastzeug, Doppeltafft oder Marzellin, Gros (Gros de Naples oder de Tours), Moor oder Moir, Chaly, Gaze, Gaze-Mousselin, Stramin oder Stick- gaze, Krepp; geköperte, wie Oroise Drap ä6 8oie, Serge, Bom­bast«, Atlas (Möbel-Atlas); gemusterte oder fayonnirte Ge­webe, als der Krepon; Brillantstoffe, wie die Gold- und Sil­berstoffe, broschürtes Dünntuch, broschürter Krepp; und sammtartige, wie Seidensammt, Felpel und Plüsch.

England hat die größte Seidenindustrie und erzeugt die meisten, Frankreich die schönsten Seidenwaaren. Diesen zunächst steht die Schweiz (Zürich, Genf und Basel), dann Preußen (besonders in den Rheinprovinzen) und Oesterreich (wo Wien der Hauptsitz dieser Industrie ist); endlich Italien. In Asien, dem Stamm­lande der Seiden-Manufaktur, betreibt Persien, Ostindien und China seit alter Zeit diesen Industriezweig mit großer Geschicklichkcit in höchst ausgedehntem Umfange und im eigenthümlichen Kunstgeschmacke. In Lyon, Frankreich, finden viele Frauenspersonen in der Seiden- Jndustrie ihren Erwerb. In Dublin, Irland, beschäftigt sich manche Frau mit Aufwinden und Auslesen von Seide, die man zur Verfertigung von Poplin, einer Art wollseidenen Zeuges verwendet. Das Aufkleistern von Seidenflocken auf Musterkarten geschah ehedem in England durch Männer, aber die Frauen haben, nachdem sie ihre besondere Geschicklichkeit hierin bewährten, diese mehr für sie passende Beschäftigung dadurch an sich gebracht. In Spitalfields (London) wird die Seiden-Manufaktur von den Arbeitern meist daheim bei sich zu Hause versehen, wo ihnen ihre Familien Beistand leisten. Auch in Spanien sind Frauenspersonen in der Seiden-Manufaktur beschäf­tigt. Den Männern ist das Drehen, den Frauen das Spulen der Seide übertragen. Auch als Seidenweberinnen haben sie sich be­währt.

Ihr durchschnittlicher Verdienst ist in Amerika K 3 per Woche; sie arbeiten 12 Stunden per Tag, und sie zahlen K 1. 75 für wöchent­liche Boarding. Jeder Lehrling muß bei 12 Jahre alt sein und 2 Monate lernen, erhält aber doch schon nach 2 Wochen Lohn. Lehr­linge müssen flink mit den Händen sein und sorgfältig mit dem Ma­terial umgehen. Die Arbeit ist nicht ungesund, und es giebt immer Beschäftigung; insbesondere ist die Aussicht auf Erwerb für Seidcn- weberinnen gut.

358. Die Iaquard-Weberei und Weberei mittels elek­trischer Kraft. Hierher gehört die Erfindung des Jaquard-Web-