Die Seidenfabrikation. Zubereitung der Floretseide rc. 807

bei dieser Arbeit vorkommenden schädlichen Einfluß dadurch, daß man sie öfters mit Ammoniak abwascht. Seide ist stärker, als Baumwolle, als Leinen und als Wolle, weshalb es möglich geworden sein mag, daß man nunmehr die Seide von den Cocons mittels Maschine abhas­peln kann und die erwähnten Nachtheile vermeidet.

3. Das Zwirnen. Die von den Cocons abgehaspelte und nicht weiter verarbeitete Seide, heißt man Rohseide. Nun fordert man aber von der Seide, daß sie einen runden, glatten (von Knöt- chen und Flöckchen befreiten), reinen und glänzenden, nervigen (star­ken oder festen) Faden von durchaus gleicher Dicke darstelle, und daß die Faden in den Strähnen nirgends aneinander geklebt seien. Es wird ihr daher eine Drehung gegeben, wodurch sie an Rundung, Zu­sammenhang und Dichtigkeit gewinnt. Da, wo sie für die Verwen- wendung noch zu dünn ist, muß sie aus 2 oder mehr Fäden zusam- mengezwirnt werden, was manFiliren" nennt. Die Seide muß man dann

4. Titriren, d. h. ihre Feinheit, und Conditioniren, ihr wahres Gewicht (im getrockneten Zustande) bestimmen; denn da sie gerne Feuchtigkeit annimmt, wird sie immer schwerer, als sie ist und muß für sie mehr bezahlt werden, als sie werth ist.

5. Die Seide wird ferner entschalt, gekocht und gefärbt. Man bereitet aus roher Seide wohl auch einige Arten von Seidenstoffen, z. B. Kleidergaze, seidenes Beuteltuch, Krepp und Blonden. Ihre schätzbare Weichheit, wahrhaft schönen Glanz, so wie die Fähigkeit, alle Farben auf's vollkommenste anzunehmen, erhält sie erst durch Kochen in einer heißen Seifenauflösung. Das Färben findet aber immer vor dem Verweben statt. Mit hiezu gehört noch:

356. Zubereitung der Floretseide oder Flockenseide aus Seidenabfällcu. Die Seidencocons liefern bei ihrer Einsamm- lung und Verarbeitung mancherlei Abfälle. Sie rühren theils von den äußeren verworrenen Coconhülsen, mit den an den Reisern hän­genden Fäden, theils von den nach dem Abhaspeln der Cocons zu­rückbleibenden inneren Häutchen derselben, theils von bereits durchge- bifsenen oder sonst beschädigten Cocons her. Diese Abfälle sind nicht zur Darstellung eines langen ununterbrochenen Fadens durch Haspeln geeignet, sondern werden erst gut ausgewaschen und getrocknet, dann durch Klopsen mit Handstäbchen oder durch Maschinen aufgelockert und gereinigt, gekratzt oder gekrempelt, und sofort ähnlich wie bei der Baumwoll- und Flachsgarnspinnerei versponnen, und als Floret- seide zu verschiedenen Modestoffen, zu Stickseide, als Strickseide und als Material für die Strumpswirkerei gebraucht, auch seidene Watte daraus gefertigt.

357. Die Seidenwaarenmanufaktur. Die breiten Seidengewcbe, Seidenzeuge genannt, sind meistens, wie sie vom Stuhle kommen, schon