810 Die Jaquard Weberei. Näh-, Strick-, Stickseide rc.

so tobtet sie doch wenigstens nicht mehr die Arbeiter, und anstatt der unglücklichen Wesen und blassen Gesichter, welche man sonst in Lyon bemerkte, sieht man jetzt in Schulen und Arbeitstätten die kräftigsten Gestalten und lachende Gesichter. Das ist eine Seite des wohlthäti­gen Einflusses dieser Erfindung. Aber eine andere fast eben so wich­tige, jedoch materieller Natur, ist die Blüthe, zu der es die Seiden- manufaktur in Frankreich gebracht hat. Zu der Zeit, als der Scharf­richter auf öffentlichem Markte die Jaquardsche Maschine verbrannte, waren nur 2800 Webestühle im Gange, wogegen jetzt 50,000 be­schäftigt sind, also 47,200 mehr von denen jeder mit gerin­geren Kraftaufwande das Doppelte der alten Maschine producirt.

Der Erfinder starb 1834, bewundert und geliebt von Allen, welche je mit ihm in Berührung gekommen waren. Der Gewerberath, der einst die Maschine hatte verbrennen lassen, errichtete dem Erfinder nun, als einem Wohlthäter des Menschengeschlechts, ein Denkmal.

Aber um 25 Jahre später (1856) ist nun gar die Elektricität zum Weber geworden! Ein Mann, Namens Ponelli in Sardinien hat diese Erfindung gemacht. Die Weberei mittelst der Elektricität, nach dem von demselben erfundenen Apparate, ist einfacher, sicherer und bei weitem billiger, als mit den vollkommensten Einrichtungen der Jaquardschen Webestühle. Mit dem elektrischen Webstuhl kann man jedes Muster vergrößert oder verkleinert arbeiten lassen, gleichsam mit demStorchschnabel", und Alles dies, ohne während der Arbeit nur eine jener Tausende von mühesamen Aenderungen, welche bei den Jaquardstühlen nothwendig wird und die Kunstweberei so kostspielig machte, vornehmen zu müssen. Bereits arbeiten Ponellische Webe­stühle in Genua, Lyon und Paris. Und es ist kaum zu sagen, von Welchem Einflüsse diese Erfindung sein wird.

Was nun aber diese Erfindung mit Hinsicht auf dieFrauen­arbeitsfrage" betrifft; glauben wir nicht irre zu gehen, daß, wie den überhaupt jede neuerfundene Arbeitsmaschine häufig der Frauenarbeit entgegen kommt, auch das Arbeiten an diesem elektrischen Webstuhle Frauenspersonen wird überwiesen sein oder überwiesen werden können.

359. Näh-, Strick-, Stickseide u. s. w. Vom Seiden- Filiren oder Drehen ist bereits oben die Rede gewesen. Nach der Verschiedenheit in der Zusammensetzung und Drehung der Fäden un­terscheidet man verschiedene Gattungen filirter Seide. Unter diesen wollen wir hier insbesondere der Nähseide Beachtung schenken. Die meiste Nähseide, die in Amerika unter der Benennungita­lienische Seide" verbraucht wird, ist amerikanisches Fabrikat. Die erste Fabrik für Seidenspinnen wurde in Amerika in Northampton, Mass., errichtet und beschäftigt 156 Arbeiter. Zwei andere Fabriken wurden dann errichtet in Paterson, N. I., eine für Bereitung von Rohseide und die andere für die Fabrikation von Nähseide, Gimpen