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Die Sattlerei.

chenmaschinen nähen muß, welche in Bewegung zu sehen, schon etwas beschwerlich für Frauenspersonen ist, fast Unmögliches leistet. In den Kleidergeschäften Amerika's, in welchen schwere Stoffe verarbei­tet werden und starke Nähmaschinen in Anwendung kommen, werden dieselben gewöhnlich mit Dampf getrieben. Aber für Frauenkräfte wären sie schon zu anstrengend für eine 8stündige Arbeit, geschweige denn zu einer 12stündigen. Offen gesagt, Arbeiterinnen, die sich zu sol­cher Arbeit hergeben, sind Selbstmörderinnen, und Arbeitgeber, welche eine solche Tollheit zulassen, oder wohl gar ihren Profit daran haben wollen, betheiligen sich bei einem solchen Verbrechen. Dies heißt den schändlichsten Mißbrauch mit der schönen und segens­reichen Erfindung der Nähmaschine treiben, die in Einer Stunde mehr ausrichtet, als man sonst mit der Hand in 510 Stunden fertig brachte. Und leider vergißt der Unverstand, der nur mit Einem Male recht viel verdienen will, über die Folgen nachzudenken, daß bei solcher Ueberanstrengung die Zeit kommen muß, da die leichtsinnig verschleuderten Kräfte und die unersetzliche Gesundheit da­hin ist, man nun mit Einem Male gar nichts mehr verdienen kann, und dann die hohläugige Noth der aufdringlichste Gast wird, den nur der Tod zu verdrängen vermag. Dagegen bei haushälterischer Verwendung der Kräfte ist es ja gerade die Nähmaschine, welche bei vernünftigem Gebrauche auf spät hinaus noch die Gelegenheit und die Mittel zur Erwerbung des Lebensunterhaltes im warmen, von der Ungunst der Witterung befreiten Gemache bietet. Jedermann, der irgend welche Gelegenheit und Einfluß hat, sollte gegen solchen Mißbrauch agitiren; denn derselbe hat noch andere Folgen, Fol­gen der Art, daß habsüchtige Fabrikanten rc. sich gleich ein Recht daraus ableiten wollen, immer schwerere Ansprüche an die Arbeiterin­nen zu machen, ihre Arbeitszeit zu verlängern, ihre Arbeitslöhne zu vermindern rc. Frauenspersonen, die an Sätteln der besten Sorte arbeiten, verdienen K 1. 25 bis K 1. 50 pr. Tag. Für das Nä­hen der Blenden zahlt man K 1 für das Paar. Ein Verfertiger von Pferdekummets läßt seine Arbeiterinnen auf der Maschine nähen (was früher mit der Hand genäht worden war) und zahlt 6 Cts. für das Paar. Wieder ein Anderer beschäftigt 5075 Mädchen, Luxussättel, Pferdedecken und Kutschentroddeln zu machen. Luxuszügel werden ebenfalls auf der Maschine genäht. Gute Arbeiterinnen ver­dienen, pr. Stück bezahlt, K 5 7 pr. Woche und für Ledernähterei werden sie pr. Woche bezahlt. Die Mode im Luxus-Lederwerk wechselt oft. - Ein Herr, der mehrere Mädchen mit Anfertigung von Sattel-Ausputz beschäftigt, sagt, die Tucharbeit werde mit der Hand, die Lederarbcit an der Maschine gemacht. Ein Fabrikant, der 13 Frauenspersonen mit der Anfertigung von Luxus-Pferde­geschirren, Reit- und Fahrzäunen, Sprungriemen für Reitpferde rc. beschäftigt, zahlt seineu Arbeiterinnen durchschnittlich einen Tageslohn von K 1 aus. Drei derselben nähen an Maschinen. Alle werden