Formschneiderei. Fournier- und eingelegte Arbeiten. 857

weißen Figuren werden, wie angegeben, auf die Form gebracht, jedoch vertieft. Hat der Modelstecher mit seinen aus Meißeln, Messern u. dergl. bestehenden Instrumenten die Form ausgeschnitten, so befe­stigt er an den vier Ecken und im rechten Winkel Stifte, die so hoch find, wie die erhaben geschnittene Zeichnung, welche man Rapport­stifte nennt, und die dem Drucker anzeigen, wie er die Formen an­einander setzen muß.

Es sind in diesem Geschäfte nicht viel Frauenspersonen beschäf­tigt. Im Staate Maine geben sich etwa 34 damit ab. In New Aork zählt man 60100 Form- oder Modelschneider. Im CensuS- berichte Pro 1850 sind nur 4 Frauenspersonen aufgeführt, welche Model schneiden. Frauenspersonen könnten das Modelstechen aber gar wohl versehen und sich einen guten Erwerb dadurch gewinnen. Es ist jedoch hiezu eben eine längere Lehrzeit erforderlich, wenn man im Zeichnen nicht schon Fertigkeit errungen hat. Auch hier muß darauf aufmerksam gemacht werden, wie das Zeichnenlernen für Kin­der beider Geschlechter eine jener Fertigkeiten ist, die denselben Ver­gnügen verschaffen und sie gegen jeden Schicksalswechsel in der Zu­kunft sicher stellen könnte, eine Fertigkeit, welche ebenso nothwendig wie das Lesen, Schreiben und Rechnen, und hundertmal mehr werth ist, als das heillose, zur Qual anderer Mitmenschen allenthalben im Volke grassirende Fieber des schauderhaften Clavierklimperns.

In einer der größten Tapetenfabriken Philadelphia's ist eine Frauensperson damit betraut, Model zu stechen und verdient bei lOstündiger Tagesarbeit pr. Woche K 10. Leider ist aber die Be­schäftigung nicht immer andauernd. Zn einer New Jorkcr Tape­tenfabrik sind 6 Männer mit Modelstechen beschäftigt und verdienen K 2 bis K 2. 25 pr. Tag. Ein Modelstecher in Hartford, Cvnn., beschäftigt Leute außer dem Geschäfte und die Arbeiter verdienen ca. K 3 pr. Tag.

Zur Erlernung des Modelstcchens gehören vor Allem einige Kenntniß des Zeichnens, Anlage, Erfindungsgeist, Aufmerksamkeit und Ausdauer. Es ist auch einige Kenntniß der Figuren und Propor­tionen, sowie die Fähigkeit nöthig, sich in die Ideen Anderer gut hineinfinden zu können. Ein Knabe, der das Modelstechen lernt, erhält im ersten Jahre K 2. 50, im zweiten S 3, im dritten K 4 und im vierten und letzten Lehrjahre K 5 pr. Woche. Die Verrichtung des Modelstechens ist nicht mühseliger, als irgend welche andere Holz­schnitzerei.

407. Fournier- und eingelegte Arbeiten (auch Boule-Ar- beiten oder Marqueterie genannt, Holzmosaik u. s. W. Schreiner und Ebonisten (die in feinen, ausländischen Holzarten und künstliche Arbeiten liefern) leimen oft auf die von gewöhnlichem Holze verfer­tigte Waare feinere kostbarere Hölzer in dünnen Platten, damit es aussehe, als wenn die ganze Waare aus solchen Hölzern verfertigt