Spanisches Rohr oder Rottang.

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Preisen bezahlt, obschon sie nichts weniger als praktisch, weil sie viel zu spröde sind und sehr leicht springen. Wie zart dagegen würden sich diese von den dünnen Blättchen der Birkenrinde ausnehmen, auf welcher sich nicht nur der Druck, sondern auch die Schrift sauber und elegant darstellen läßt. Alle die tausenderlei Nipp- und Spiel­sachen können von Birkenrinde in allen Formen producirt werden, selbst Schuhe und Kleidungsstücke lassen sich daraus verfertigen Holz­papier ist bereits bekannt; aber das wenigste ist wohl noch der Birke entnommen worden, und doch eignet sich gerade diese Baumart ganz besonders dazu, hauptsächlich aber die Rinde, woraus sich selbst das feinste Papier erzeugen läßt. Für Gefäße zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten jeder Art giebt diese leichte Baumrinde das geeignetste Material. Ganz besonders aber bietet ein weites Feld die Tape­ten-Fabrikation dar, da jede Paviertapete die Nässe dnrchläßt; niemals ist dies aber bei der Birkenrinde der Fall, womit man auch das feuchteste Zimmer zu einem trockenen und gesunden Lokal umge­stalten kann."

417. Spanisches Rohr oder Rottang. Unter diesem Namen begreift man die Hauptstengel und Seitentriebe eines in der alten und neuen Welt, vorzüglich aber in Ost- und Westindien ein­heimischen Rohrgewächses, welches die Höhe von den größten Bäu­men erreicht. Die gerade aufwärts gehenden stärkeren Seitentriebe und Aeste werden mit Sorgfalt ausgewählt, zubereitet, gereinigt und in Ballen versendet, um zu Spazierstöcken verarbeitet zu werden. Die dünnen und biegsamen Zweige werden ebenfalls in der Mitte ihrer Länge umgebogen und, pr. 100 Stück in Bündel gepackt, unter dem Namen Stuhl- oder Bundrohr versendet. In Amerika wurde früher dieses Material von den Schiffen, die von Ost- oder West­indien ankamen, als etwas Werthloses weggeworfen. Jetzt jedoch wird 49 Cts. pr. Pfd. hiefür bezahlt. Denn den innern Theil der Rohre kann man nun zu Reifröcken verwenden, und die Außenseite wird mittelst einer Maschine dünn geschabt und zu Sesselsitzen oder zu zier­lichen Korbwägelchen u. dergl. verflochten und sonst wie Stroh behan­delt und geschwefelt. Das Abschabsel wird zum Polstern von Ma­tratzen oder anstatt des Strohes zum Füllen der Bettstätten benützt. Auch als Ersatzmittel von Fischbein (siehe S. 834) zu Spannstäbchen an Regenschirmen werden solche Rohre verwendet und zu diesem Be­hufe meist vierkantig beschnitten und schwarz gefärbt.

Die Verf. spricht von einer Fabrik in Fitchburg (Mass.), in welcher 50 Mädchen mit dem Spalten von spanischem Rohre beschäf­tigt sind. Sie haben blos darauf zu achten, daß die Rohre durch die kleine Maschinerie, welche durch Dampf in Bewegung gesetzt ist, gleichmäßig laufen. Jede dieser Arbeiterinnen erhält für lOstündige Tagesarbeit 50 Cts. Lohn. Diese Verrichtung ist etwas staubig. Die Mädchen können dabei aber nach Belieben stehen oder sitzen.