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Verwendung der Birkenrinde.

reszeit und dem Alter des Baumes entnommen, wechselt vom zarten Weiß bis zum Dunkelgelb oder vom weißlichen Grün bis zum Braun übergehend, hat von Natur aus einen schönen Glanz und lanzettför­mig dunkle Zeichnung. Sie besitzt eine Zähigkeit, dem Leder gleich und ist selbst dauerhafter als dieses; denn ihre Fabrikate haben sich im Gebrauche weit über 20 Jahre gehalten. Die Birkenrinde ist dem Einflüsse des Temperaturwechsels bei weitem nicht so viel unter­worfen, wie das Korkholz und läßt sich mittelst Stempel gleich dem Leder nach allen Formen biegen und pressen, so daß die geschmack­vollsten Bilder im Hochdruck dargestellt werden können. Da die Birke alle Jahre nur eine Papierdünne Schichte ablagert, die in der ersten Zeit den Baum spiegelglatt umschließt, so kann sie auch in ganz dünnen Schichten dem Baume wiederholt entnommen werden, ohne dessen Leben zu gefährden, und ihre Benützung würde für einen Bir­kenwald eine reichhaltigere Ausbeute geben, als sie die Korkeiche schafft. Die Birke gedeiht fast in allen Regionen und auf jedem Boden, ist in Deutschland überall zu finden, und würde dieses Produkt weit bil­liger kommen, als das der ausländischen Eiche (der Kork). Nicht allein alle Erzeugnisse, wozu man Korkholz verwenden kann, mit Aus­nahme der Stöpsel oder Propfen, lassen sich aus der weit leichteren und zarteren Birkenrinde herstellen, sogar die meisten Galan terie - und Schmucksachen, wozu man bisher Leder verwendet hat. Sie enthält nicht allein den feinsten Gerbestoff, sondern auch die zartesten Harztheile, ist vollständig wasserdicht und brennt selbst im grünen Zustande besser, wie alle harzreichen Nadelhölzer. Das Birkenholz ist überhaupt leicht, dabei äußerst fest, zäh und biegsam, sehr fein­faserig und nimmt eine schöne Politur an. Noch heute gilt die Birke den meisten Forstmännern als ziemlich werthloser Baum, wird sogar dem Unkraut gleich vielfach ausgerottet. Nichts desto weniger bin ich überzeugt, daß einst die Zeit kommen wird, wo man sie unter die werthvollsten Hölzer zählt; denn es giebt noch manche andere, bis jetzt nicht benutzte, vielleicht auch noch ganz unbekannte nutzvolle Eigenschaft, die sie hat. Doch hier handelt es sich vorläu­fig um Benutzung der Rinde. Gürtel, Hosenträger, Hand- und Reisetaschen, ließen sich im ausgesuchtesten Geschmacke von Birkenrinde erzeugen. Eines der ältesten Produkte, ihre Verwendung zu Schnupf­tabaksdosen, dürfte wenigstens in deutschen Ländern bekannt genug sein. Der Tabak erhält sich so gut in ihnen. Für Spielwaare n- fabrikanten ist dieses Rohprodukt ebenfalls von großer Bedeutung. Aus Birkenrinde lassen sich die schönsten Figuren, wie von Papier, schneiden und ihre Dauerhaftigkeit übersteigt selbst das Pergament. Auch Buchbinder können sie vielfach verwenden, und ein elegan­tes Gebetbuch oder Album mit einem Einbande von schön gepreßten Bildern in Birkenrinde würde ein moderner, gesuchter Artikel werden. In letzterer Zeit sind auch Visitenkarten von einfach gehobelten Holz- spähnen modern geworden und werden zu unverhältnißmäßig hohen