884 Uhrengläser-Fabrikation. Die Brillenfabrikation.

437. Uhrengläser-Fabrikation. In Amerika werden zwei Sorten von Uhrengläsern verfertigt: englische und holländische. Die englische Sorte ist die bessere; die holländische die wohlfeilere. Män­ner biegen, schneiden es aus und beschneiden es; Frauenspersonen schleifen die Ecken ab. Das holländische Uhrenglas unterscheidet sich von dem englischen durch eine plötzliche Rundung nahe am Rande; das englische dagegen geht in gleicher allmähliger Rundung vom Mittelpunkte nach den Kanten aus.

In Williamsburg bei New Iork fand die Verf. deutsche Frauens­personen mit Schleifen und Poliren des Glases beschäftigt, die K 3 pr. Woche bei lOstündigcr Tagesarbeit verdienten. Diese Arbeit wird ausschließlich von Deutschen versehen. In manchen solchen Fabri­ken in Europa sollen 100150 Frauenspersonen damit beschäftigt sein. Es bedarf nur 2 3 Wochen Lernens; die Lehrlinge erhal­ten während dieser Zeit aber keinen Lohn, weil ihre Unterweisung viel Zeit erfordert und manches Material verdorben wird. Es ist leichte und beständige Arbeit, welche das ganze Jahr Erwerb gewährt.

438. Die Brillenfabrikation. Wir ziehen es vor, über diesen Erwerbszweig, der vielleicht eher in die nachfolgende Abthei­lung von der Verarbeitung derMetalle" gehören sollte, schon hier zu besprechen, um so mehr, als uns über diesen Industriezweig sehr schätzbare Mittheilungen von Hrn. Dr. Brentano, dem Redakteur derGewerbezeitung" in Fürth, gemacht worden sind. Der Haupt­platz dieses Industriezweiges in Deutschland ist denn auch das ge- werbsame, fleißige Fürth (Bayern). Es bestehen dort zahlreiche Brillenfabrikcn, von welchen die bedeutendste die des Herrn A. Schweizers ist, die am Orte selbst 50 bis 60 Arbeiter und außer­dem in zwei Strafanstalten ca. 150 Sträflinge beschäftigt, und wo wöchentlich ca. 1200 Dtzd. Brillengestelle fabricirt werden.

Herr A. Schweizer war der Begründer dieses Industriezwei­ges. Früher wurden in Fürth viele messingene Gestelle zu Brillen gefertigt; aber, als vor etwa 30 Jahren Brillenfassungen aus Stahl und Eisen von Frankreich aus in den Handel gebracht wurden, fan­den sich die Gürtler in jener Stadt in ihrem Erwerbe mit Einem Male auf das äußerste beeinträchtigt. Das billigere Material und der Umstand, daß in Frankreich wohlbemittelte Fabrikanten das Geschäft in die Hände nahmen, welche durch Aufstellung von Maschinen und Benützung billigerer Arbeitskräfte eine fabrikmäßige Massenproduktion organisirten, machten es dem Handwerker schwer, erfolgreich in Concur- renz zu treten. Hauptorte dieser Industrie waren: Paris für die feineren Sorten, und ein gewisser Bezirk im französischen Jura, wo besonders in Morez mittelfeine und ordinaire Sorten in ungeheuren Quantitäten gefertigt wurden. Die Fabrikanten gaben dort die im eigenen Etablissemente auf Maschinen vorgerichteten Brillentheile an