902

Tabakspfeifen.

durch, daß man die Spitze mit einer Mischung aus Seife, Wachs und Gummi einreibt, oder mit Harz, Pech oder Lack bestreicht, oder mit einer bleihaltigen, sehr leichtflüssigen Glasur überzieht; welche schon durch kurzes Hineinhalten der angestrichenen Spitze in deu Schlitz des Flammenofens fließt. In ungeheurer Menge werden solche Pfeifen in Cöln, Holland und Belgien erzeugt. In Ame­rika beziehen die Fabrikanten solcher Pfeifen ihr Material aus Eng­land. Indessen ist die Fabrikation solcher Pfeifen in Amerika nicht groß, weil sie zu wohlfeil von Deutschland aus eingeführt werden und die amerikanischen Fabrikanten kaum mit der importirten Waare concurriren können. Allerdings könnten auch in Amerika Frauens­personen hierin Beschäftigung finden, sowie es in Europa allenthal­ben bereits der Fall ist, meint die Verf; denn es gehört nur Ge- schicklichkeit und Gewandtheit der Finger dazu. Die Arbeit wird nach der Anzahl der Pfeifen bezahlt, die fertig gebracht werden. Eine Frauensperson kann mit dem Pfeifen-Formen pr. Tag 50 CtS. verdienen; ein männlicher Arbeiter aber bedeutend mehr, weil er fester formen und den Ofen besser besorgen kann.

Hiebei verdienen auch noch die ungarischen oder rothe» türkischen Pfeifen erwähnt zu werden, welche meistens der ge­meinen Thonwaare, seltener dem Steinzeuge angehören. Man fertigt sie aus einer gewissen zusammengesetzten Masse, deren einzelne Sub­stanzen fein und innig gemengt, gepreßt und dann geglättet, ferner mit manchen Verzierungen und Zeichen versehen werden, die mit Stempeln aufgedrückt werden. Schließlich werden sie noch mit Wachs oder dergl. eingerieben, bisweilen auch durch stellenweise Färbung mit dem Pinsel und unter verschiedener Farbenanwendung eine Art Marmorirung hervorgebracht. Zu Theresienfeld und Neustadt bei Wien, ferner zu Dcbreczin, Podzeczrny und Schemnitz in Ungarn werden derartige Thonköpfe zu Millionen Stück jährlich erzeugt.