Der Meerschaum. Tabakspfeifen.

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rheinisch hoch und 4 Zoll stark. Es ist derselbe aus Einem Stück Meerschaum von über einen Kubikfuß Größe geschnitzt und stellt auf seiner Vorderseite denRaub der Proserpina" in wunderbar schöner Arbeit en kaut reliek dar. Dieses Schaustück, an dem der Verfer­tiget 2 Jahre gearbeitet und für welches die Direktion desgrünen Gewölbes" 1000vergeblich geboten hat, ist sowohl für den Lieb­haber wie für den Kunstkenner durch die vollendet künstlerische Aus­führung, als auch für den Mineralogen, da ein so großer tadelloser Meerschaumkopf noch nicht gefunden war, von großem Interesse. Die Pfeifen werden schließlich in Wachs eingelassen und dann polirt. Letzteres geschieht mit Tripel und zuletzt mit gebranntem, in Wasser gelöschten Kalk, welche Materialien, auf Lappen aufgetragen, zum Ueberstreichen der ganzen Oberfläche angewendet werden und ihnen Glatte und hellen Glanz ertheilt. Die Abfälle von Meerschaum pflegt man zu Pulver zu zerreiben, zu schlämmen, zu kochen, um hieraus echten Meerschaum nachzuahmen, was man sog. Masse nennt. Es ist dies ein nicht unbedeutender Fabrikationszweig gewor­den. Die schönsten Köpfe der Art liefert Ruhla (Thüringen), aber auch in Wien bestehen gegen 20 Werkstätten, welche sich hiermit abgeben.

Kein Zweifel wird obwalten darüber, daß in der Meerschaum- Manufaktur nicht auch in Deutschland Frauenspersonen beschäftigt sein sollen, wo die Meerschaum-Fabrikation so bedeutend ist. In Amerika scheint diese Fabrikation nicht groß zu sein; aber doch weiß die Verf. von einem Fabrikanten zu erzählen, welcher Frauensperso­nen mit Poliren neu angefertigter Meerschaumköpfe beschäftigt, was Handarbeit ist und mit K 1. 25 pr. Dutz. bezahlt wird. Die Arbei­terinnen vermochten 23 Dutz. pr. Tag fertig zu bringen. Da es aber nicht genug zu thun gab, erhielten sie nur pr. Woche ein einzi­ges Dutzend zu poliren. Denn Meerschaumpfeifen und Cigarren- röhre werden in den Ver. Staaten jährlich zu einem bedeutenden Betrage importirt. Im Jahre 1858 betrug die hiefür bezahlte Summe S 200,000.

458. Tabakspfeifen. Die bekannten kölnischen Pfeifen, welche aus einem einzigen Stücke bestehen, macht man aus einem sehr bildsamen und sich zugleich sehr porös und völlig weiß brennendem Thone. Diese Eigenschaften hat der plastische Thon, auch Pfeifen- thon genannt. Man verwendet solchen Thon ohne allen Zusatz, arbei­tet ihn aber durch sorgfältiges Schlagen und Kneten zu einer feinen, völlig gleichmäßigen Masse. Die Form der Pfeife wird durch Rol­len in der Hand vorbereitet; das Rohr wird mit Messingdraht durch­bohrt; dann wird die Gestalt der Pfeife durch Pressung in Formen vollendet. Die getrockneten und äußerlich nachgebesserten Pfeifen wer­den hierauf in Kapseln gebrannt. Die gebrannten Pfeifen kleben unangenehm an den Lippen; diese Eigenschaft nimmt man ihnen da-