Die Stecknadel-Fabrikation.

929

schon gefaltet bereit lag, was ebenfalls von Kindern geschah. In­dessen ist diese Arbeit auch schon durch Apparate mehr vereinfacht worden, so daß man, anstatt eine Nadel um die andere stecken zu müssen, jetzt 2530 Nadeln zusammen steckt, und man selbst zum Falzen und Umbrechen des Papiers Maschinen anwendet. In Amerika werden Maschinen gebraucht, die alle Arbeit an den Steck­nadeln versehen, vom Zuschneiden des rohen Drahtes an, bis zur Vollendung des Kopfes, und 4060 Nadeln in der Minute fertig bringen. Diese Maschinen - Stecknadeln haben aber den Fehler der Biegsamkeit und besitzen die Köpfe nicht die bequeme Kugelform jener mehr mit der Hand gemachten, sondern eine etwas abgeplattete Ge­stalt. Frauenspersonen sind sowohl in Deutschland wie in Amerika bei der Stecknadel-Fabrikation, daher mit der Bedienung der Ma­schinen und mit dem Sortiren und Aufstecken der Nadeln, dem Fal­zen der Briefe, Schachteln verfertigen und Verpacken beschäftigt, Ver­richtungen, die ihnen ausschließlich zufallen, da sie hierin geübter und schneller arbeiten, als es männlichen Arbeitern möglich sein würde. Zn den amerikanischen Stecknadel-Fabriken sind Frauenspersonen je in einer Anzahl von 10 20, 12 15, 30 bis zu 50 beschäftigt. Sie arbeiten 10, 11 und 12 Stunden und verdienen, je nachdem sie geübt sind und je nach ihrer Geschicklichkeit und ihrem Fleiß K 620 oder K 1421 pr. Monat, oder im Wochenlohn K 34 oder K 3. 50 bis K 3. 75 (wobei sie S 1. 50 bis K 2 für Kost und Logis bezah­len). Mädchen unter 12 Jahren sind Hiebei nicht beschäftigt, und die dies Alter erreicht haben, verdienen Anfangs für 68stündige Ta­gesarbeit K 1 bis K 1. 50 pr. Woche. Dieselben können die Distrikts- Freischulen besuchen. Und die Arbeiterinnen haben ihre Sonn- und Feiertage, sowie ihre Feierabende ganz für sich, eine öffentliche Bi­bliothek zur Benutzung; sie können für geringe Kosten Vorlesungen besuchen und ihren religiösen Bedürfnissen vollständige Rechnung tra­gen. Ueberhaupt ist ihre Beschäftigung leicht und ihre gesellschaftliche Stellung derjenigen solcher Frauen gleich, welche ebenfalls sonst auf irgend eine ehrbare Weise ihren Lebensunterhalt durch ihrer Hände Arbeit selbst zu gewinnen gezwungen sind, d. h. achtbar.

Das, was Frauenspersonen hier in diesem Geschäfte zu thun haben, ist bald erlernt, und sie erhalten von Anfang an schon, je nach ihren Leistungen bis zu S 3. 25 Lohn bezahlt. Es erfordert aber Sorgsamkeit, Aufmerksamkeit und Rührigkeit. Dann wird aber auch auf guten Charakter, Ehrbarkeit und Treue gesehen. Aufstecken und Packen von Stecknadeln ist keine ungesunde Arbeit. Die Be­schäftigung dauert das ganze Jahr hindurch. Da das meiste in die­ser Verrichtung mit der Maschine gemacht wird und die Nachfrage nach diesem Artikel (weil die Maschinen-Stecknadeln nicht so gut und beliebt find) überhaupt nur eine mäßige ist, giebt es in Amerika in dieser Beschäftigungsbranche auch bereits vollkommen hinreichende Arbeitskräfte.

59