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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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unsere Ermüdung ist so groß, daß wir weder zum Essen, noch zu einem Tschibuhk Lust und Appetit haben.

Am anderen Morgen Präsentiren sich die ausgeprägten Formen des Gebirges der Bahiuda. Der Chabihr hat wiederum die alte Richtung eingeschlagen; wir ziehen süd - südöstlich und erreichen Vormittags zehn Uhr den Rcgcnstrom wieder, welcher hier den Namen Chohr el Samurh führt. Unser Weg schneidet immer die großen Bogen desselben ab. Außer mehreren Gazellen sehen wir heute auch noch einige Hasen, kleinere, als die unseligen, aber mit weit größeren Ohren. Der Wüstenrabe und der egyptische schmutzige Aasgeier folgen unserer Karawane oder zeigen sich auf den Lagerplätzen, sobald wir diese verlassen haben. In den Gebü­schen sehen wir auch wieder eine Familie der merkwürdigen,- stenfarbigen Stufen schwänze (Spllaenura ^oaoiav), welche, dicht auf der Erde hinfliegend, von Busch zu Busch eilen oder, wie Mäuse, schnell durch die dichtesten Dornenhecken schlüpfen.

Schon in Ambukohl hatte sich eine Araberin von den am Bihr cl Bahiuda wohnenden Nomaden unserer Karawane angeschlossen. Sie hatte ihren kleinen, kaum einjährigen Sohn bei sich und ging zu Fuß neben den Kamelen her. Manchmal trug sie das Kind eine Strecke, manchmal reichte sie es einem von meinen Leuten auf das Kamel. Nie hörte ich dasselbe weinen oder schreien; es ertrug die furchtbare Sonnenhitze oder die schaukelnde Bewegung auf dem Kamele mit dem größten Gleichmache. Was würde eins unserer Kinder an seiner Stelle gethan haben? Hier sind die kleinen Kin­der viel verständiger, viel weiter fortgeschritten, als bei uns, und zwar aus dem ganz einfachen Grunde, weil man ihnen hier weit weniger Hülfe leistet. Die Araberin legt ihr Kind nackt neben sich auf eine gegerbte Ziegcnhaut und verrichtet ruhig ihre Arbeit; sie hat keine Zeit, sich viel mit ihm zu beschäftigen. Das Kind fühlt, daß es sich selbst überlassen ist und lernt seine Geistes- und Körperkräfte bald in Anwendung bringen. Im Alter von einem halben Jahre kriecht der kleine Erdenbürger schon sclbstständig im Sande herum und fängt mit seinen Geschwistern an zu spielen. Bei den Wanderungen der Nomaden wird das Kind unter allen