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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
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Fahnen besteht. Ihr Gefieder ist mäusegrau oder bräunlich; sie ha­ben einen Schöpf, am Nacken lebhaft blau gefärbte Federn und sind Bewohner der dichtesten Partiten der Gärten. Mit mäuseartiger Behendigkeit kriechen sie durch uns geradezu undurchdringlich schei­nende Büsche, um dort sich ihre Nahrung aufzusuchen. Unter den Ornithologen herrscht die vollkommen unbegründete Meinung, daß sie sich mit den Füßen an dünne Zweige hängen und so schla­fen sollen.

In den Mimosenwäldern am blauen und weißen Flusse bauen die Webervögel ihre künstlichen Nester. Diese sind wegen ihrer eben so schönen als zweckmäßigen Bauart berühmt und haben den Vögeln ihren sehr passenden Namen verschafft. Hier bei Charthum findet sich vorzüglich die schmucke, gelbbäuchige Art mit schwarzem Gesicht und grünlichem Rücken, welche man Maskenweber Vo­gel (Ulooons personatub) genannt hat. Sein Nest hängt an der äußersten Spitze dünner, biegsamer Zweige und gewöhnlich über dem Wasser. Es hat die Gestalt einer ausgehöhlten Halbkugel, auf welche ein spitz zulaufender, ebenfalls hohler Kegel gestellt ist. Der Eingang ist eine lange Röhre, welche sich an der ganzen Au­ßenwand des Nestes hinabzieht und erst unten öffnet. Die nied­liche Wohnung besteht aus langen Grashalmen, welche so dicht und so künstlich mit einander verwebt sind, daß sie den Regen treff­lich ableiten. Inwendig ist sie mit feinen und weichen Grashal­men und Samenfasern, welche den Jungen späterhin zur bequemen Unterlage dienen, ausgelegt.

Wir machen jetzt die ergiebigsten Jagden. Die Regenzeit hat eine Menge seltener Vögel mitgebracht, denen wir eifrig nachstellen. Am Uferrande der beiden Ströme sieht man Schaaren von Gän­sen, Löffelreihern, Nimmersatten, Reihern, kleinen schwarzen Störchen und Dickfüßcn ihr Wesen treiben; in den Wäldern zeigt sich dem Beobachter eine ihm völlig neue Ornis.

In den Gärten Charthumö sind die Weintrauben gereift. Sie sind freilich mit den köstlichen, zuckersüßen Trauben Egyptens oder Griechenlands nicht in Vergleich zu bringen, aber dennoch ge­nießbar.