Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
91
Einzelbild herunterladen

91

genheit kommt-nicht oft wieder; wir blieben deshalb heute hier. Ich ging am frühen Morgen mit Tomboldo am Flusse bis zu der bezeichneten Stelle hinab, legte mich in das hohe Gras und hatte bald einen der vorüberziehenden heiligen Bögel herabgeschos­sen. Auf Anrathen meines schwarzen Jägers brachte ich diesen mit Hülfe mehrerer Holzstückchen in eine ihm natürliche Stellung und erwartete nun die Ankunft neuer Züge. Fortwährend kamen zahl­reiche Flüge der Böge! vom anderen Ufer herüber, um in der Steppe Heuschrecken zu suchen, welche jetzt ihre einzige Nahrung ausmach­ten. Jeder Zug, der vorbeikam, blieb in der Lust schwebend hal­ten und umkreiste den getödteten Kameraden, so daß ich in kurzer Zeit fünfzehn Eremplare erlegen konnte, wozu Tomboldo noch sechs andere lieferte. Der Grund der merkwürdigen Vereinigung vieler Hunderte dieser gewöhnlich sehr einzelnen Böge! wurde mir erst später klar: es war eine Nistkolonie, welche die Thiere in ei­nem unzugänglichen Sumpfe im Walde des anderen Ufers ange­legt hatten.

Nachmittags gab es nun natürlich viel Arbeit, um die bedeu­tende Anzahl der erlegten Böge! zu präpariren. Wir fuhren mit Libbahn langsam weiter.

Zum Aaffr zogen sich Gewitterwolken zusammen, der Himmel schwärzte sich mehr und mehr und kurz vor Sonnenuntergang brach der Sturm über uns herein. Unser Schiffchen wurde mitten aus dem Strome herumgeschlendert; Blitz auf Blitz schlug vor und hin­ter uns, rechts und links in den Strom oder in die Wälder an beiden Ufern. Das Geprassel der brechenden Bäume, das Geheul der in Furcht gesetzten Hyänen, das Rauschen des von dem rasen­den Sturme zu ellenhohen Wellen emporgetriebenen Stromes wurde von den ununterbrochen rollenden Donnerschlägen und dem Gebrüll des Orkanes völlig übertönt. Es war ein majestätisches, schauer­lich-schönes Schauspiel. Mitten in diesem Sturmgebraus flog un­sere schlechte Barke wie ein Dampfschiff dahin oder wurde wie ein Spielball hin- und hergeschleudert. Die Wellen schlugen über Bord und bald stand das hereingedrungcne Wasser mehrere Zoll hoch im Schiffsräume. Glücklicher Weise warf der Sturm das