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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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einem schattigen Baume zusammen, nachdem ich mich durch lang­sames Gehen noch ein Wenig abzukühlen versucht hatte. Hier fan­den mich meine Leute, halb besinnungslos, und brachten mich nach unserer Wohnung.

Der blaue Fluß fällt jetzt fortwährend (an manchen Tagen neun Zoll), obgleich wir noch immer Gewitter und Regengüsse haben. Eigentlich sollte die Regenzeit schon vorüber sein; die äl­testen Leute erinnern sich nicht, daß sie jemals so lange angehal­ten hätte. In der Steppe steht das Gras sechs bis acht Fuß hoch, die Durrah verspricht eine ungewöhnlich reiche Ernte. Man hat in der Nähe unseres Dorfes sehr große Strecken der Steppe mit dieser ergiebigen Getraideart bepflanzt. La tief-Pascha hat den sehr zweckmäßigen Befehl gegeben, daß das Militär sich seine eigenen Felder anlege. Die Soldaten von zwei in dem nahen Städtchen Wolcd-Medine stationirten Compagnien: haben eine so große Strecke der Steppe urbar gemacht, daß man diese in ei­nem Tage nicht umgehen kann.

Am 10. Oktober. Unser Haus ist in ein Lazareth verwan­delt worden. Schon seit einer Woche liege ich am klimatischen Fieber darnieder. Die heftigsten Kopfschmerzen peinigen mich Tag und Nacht. Von meinen arabischen Bedienten sind vier erkrankt, auch Tischendorf hat das Lager suchen müssen. Er hat oft so heftiges Delirium, daß ihn die Uebrigen im Bett festhalten müssen, weil er in der Fieberhitze das Haus verläßt und mitten in der Nacht an dem Strome herumwandelt. Wir Alle können natürlich nicht arbeiten, weil die wenigen Gesunden zur Pflege der Anderen unentbehrlich sind.

In unserem Dorfe sind viele Leute erkrankt; in Woled-Me- dine soll das Fieber so arg Hausen, das täglich durchschnittlich fünf­zehn Menschen daran sterben. Man versichert mich von allen Sei­ten, daß dieser Monat gerade der schlimmste sei. Die Gewit­ter und Regengüsse dauern fort.

Man brachte mir eine jener großen Schlangen, welche die