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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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bm aber auch aus lange Zeit die interessanten oder harmloseren Bewohner desselben. Erst die wieder fallenden Regen bringen diese zurück.

Betrachten wir nun die Fauna der Wälder etwas genauer. Von ihrer Flora kann ich nicht sprechen, weil ich sie nicht kenne; ich will bloß zwei Bäume zu beschreiben versuchen: den Affen­brod bäum und die Dulchb Palme. Beide kommen ungefähr unter denselben Graden der Breite vor; sie beginnen zwischen dem 14. und 13. ° n. Br. und werden nach Süden zu immer häufi­ger, während wir sie nördlich vom vierzehnten Grade nirgends be­merkt haben.

Der Affenbrodbaum oder die Adansonie (^.ärmsoma äiAitats), arabisch Täbäld', BöLbähb und Khünkhlehs oder Gunglehs genannt, ist ohne Zweifel der merkwürdigste, die Dulehbpalmc wahrscheinlich der schönste Baum Ost-Sudahns. Ersterer ist unter den Bäumen Das, was die Dickhäuter unter den Thieren sind. Man kann sich nichts Riesenhafteres denken als ei­nen solchen Baum. Der Stamm ist fast immer hohl, aber von ungeheurem Umfange. Siebzehn Klaftern Umfang in Manns­höhe gemessen, ist keine seltene Stärke, zehn Klaftern die ge­wöhnliche. Die in Dörfern stehenden Bäume sind oft zu Ställen eingerichtet, welche fünfzehn bis zwanzig Ziegen beherbergen. Zu dem Umfange der Adansonien steht ihre Höhe in keinem Verhält­nisse; sie beträgt wohl nie mehr als hundertundfunfzig Fuß. Der Stamm verjüngt sich stark; schon in geringer Höhe laufen wag- rechte Aeste aus, welche ungefähr die Dicke unserer größten Eichen haben. Dreißig bis vierzig Fuß über der Erde hat der Stamm kaum seine halbe Stärke mehr. Von Zweigen ist eigentlich an dem ganzen Baum Nichts zu bemerken, er hat bloß starke Aeste und diese starren während der Zeit der Dürre so kahl, so sonderbar in die Luft hinaus, daß dann der Eindruck des dickhäutigen Riesen nur um so mächtiger wird und sich dem Geiste um so tiefer ein­prägt. Während der Regenzeit überkleidet sich der ganze Astban