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testen Vogel des Erdballs vor. Der Kenner, welcher dieses Thier zum ersten Male sieht, weiß seiner Bewunderung nicht sattsam Worte zu geben; aber auch der Laie betrachtet mit höchstem Staunen einen Vogel, dem er es anmerkt, daß ihn eben nur das märchenhafte Afrika erzeugen konnte. An ihm ist Alles kolossal, zumeist der Schnabel, welcher ihm bei den arabischen Schiffern zu dem Namen „Abu-Markuh b", Besitzer oder Vater des Schuhes, vcrholfen hat. Er hat in der That große Achnlichkeit mit einem jener plumpen Schuhe, welche die egyptischen Bauern tragen; er ist un- gemcin breit, dick und kräftig, etwa zweimal so lang als der Kopf, an der Basis doppelt so breit als an der Spitze, wo er in einem starken Haken endigt. Der Unterschnabel ist wie der des Pelekans höchst biegsam.
Nachdem die ersten Exemplare des Vogels, welche wir in Charthum bei Nikola Ulivi gesehen hatten, nach Europa gekommen waren, verging geraume Zeit, ehe es gelang, andere zu bekommen. „Erst im Winter 1833," sagt vr. v. Heuglin, „fanden einige meiner Bekannten, denen ich einen Jäger zur Begleitung nach dem Bahhr el abiadt mitgegeben hatte, den Ricsenvogel im Lande der Kitsch oder Kihk zwischen dem siebenten und achten Grade der nördlichen Breite wieder auf."
„Unser Vogel lebt einzeln und in kleinen Flügen an unbewohnten Orten in hohen Gramineen und Ambadjbüschen*) auf überschwemmtem Boden und in Sümpfen. Unmittelbar am weißen Flusse wurde er bloß einzeln bei den Kitsch-Negern angetroffen; häufiger ist er westlich von diesem Strome an den vielen Chuahr; vorzüglich an einem mit dem Strome parallel laufenden Flusse, dem Niebohr."
„Er ist furchtsam und scheu und versteckt sich gern in den Gramineen. In der Haltung gleicht er dem Marabu am Meisten; sein Flug ist kurz und niedrig. Er lebt bloß von Fischen, die er, oft bis an die Brust im Wasser stehend, geschickt heraushängt.
*) Der „Ambad/" ist eine langgestengelte rohrartige Wasserpflanze mit weichem Marke.