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versprechenden Meinungen, welche bis heute noch über den Vogel und seine Lebensweise unter den Naturforschern herrschen. Vor allem Andern ist bisher das Brutgcschäft des Straußes der lebhaftesten Diskusion unterworfen worden. Einige erzählen, daß der Strauß außer den Eiern, welche er zum Ausbrüten bestimmt habe, noch andere neben dem Neste aufbewahre, damit deren Inhalt den ausschlüpfenden Jungen zur ersten Nahrung diene, ohne daran zu denken, daß dieselbe Sonne, welche die ersteren zum Leben bringen soll, auch bei den übrigen dasselbe Geschäft übernehmen würde; Andere lassen das Straußweibchen in einer genau angegebenen Richtung und Entfernung von, Neste, die Augen starr auf dasselbe gerichtet, Wache halten, so daß man nur nöthig habe, in der von dem Weibchen beobachteten Richtung fortzugehen, um die Eier sicher zu finden u. s. w. Das Alles scheinen Hypothesen zu sein, welche die Beobachtung wohl schwerlich zu Lehrsätzen erheben wird. Was wir über den Strauß wissen, haben wir von Le Vaillant und den Arabern erfahren; Jenem will und Diesen darf man nicht immer Glauben schenken und so stehen wir noch heute an der alten Stelle. Auch ich bin nicht im Stande, eigene Beobachtungen mitzutheilen, sondern kann hier nur das Resultat meiner Erfahrungen nach Hörensagen geben und bin weit entfernt, dasselbe als eine thatsächlich begründete Wahrheit gelten lassen zu wollen.
Nach Aussage der Araber und zwar der ziemlich glaubwürdigen Beduinen also legt der Strauß in Kordofahn in den Monaten Februar, März und April seine Eier in eine von ihm selbst gescharrte Vertiefung im Sande. Die Zahl derselben ist nach den Umständen verschieden; als Durchschnittszahl dürfen wir ungefähr zwölf annehmen. Bei Tage bedeckt das Weibchen die Eier mit Sand*), bei Nacht bebrütet es sie selbst. Die Brutzeit dauert ungefähr sechs Wochen; die ausgekrochencn Jungen haben die Größe unserer Zwerghühner. Ich habe sie so von den Eingebornen erhalten und kann über sie Genaueres mittheilen. Es
*) Dasselbe thun nach meinen eigenen Beobachtungen koxloxterus sxi- nosus und Ilftss sex^ptiscus, so oft sie ihr Nest verlassen.