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sind allerliebste Thierchen, welche eher einem Igel als einem Vogel gleichen. Ihre Bedeckung besteht nicht aus Federn, sondern aus steifen und harten, den Jgelstacheln ähnlichen Horngebilden, welche in allen Richtungen vom Körper abstehen. Das Betragen der jungen Strauße ist das der Trappen oder Hühner; sie laufen sofort nach dem Auskriechen ebenso behend und gewandt als diese herum und suchen sich geschickt ihre Nahrung. Ebensowenig junge Hühner von den Alten besonders gepflegt oder gar mit eigens dazu bestimmten Eiern gefüttert werden, ebensowenig bedürfen die jungen Strauße ähnlicher Sorgfalt von Seiten der Alten, welche mir durchaus nicht geeignet scheinen, ihnen eine solche angedeihcn zu lassen. Ich glaube, daß die Jungen nicht lange von den Alten geführt werden, sondern sich vielmehr bald ihre Nahrung selbst suchen müssen. Bei ungefähr vierzehn Tage alten Jungen, von denen wir einmal zehn Stück besaßen, bemerkten wir, daß sie die Hülfe der Alten nicht zu vermissen schienen.
Mit dem Alter von zwei Monaten verlieren sich die Stachel- federn und machen dem unscheinbaren, grauen Gewände des Weibchens Platz. Dieses trägt der junge Strauß bis zu seinem zweiten Lebensjahre. Im dritten Jahre ist das Männchen schon schwarz, aber erst im vierten Jahre ausgewachsen, ausgefärbt und zeugungsfähig. Dann heißt es „Edlihm", während das Weibchen und der junge Vogel „Ribehda" genannt wird. Ohne Berücksichtigung seines Federklcides heißt der Strauß „Naahm"*).
Ueber die Straußenjagd erfuhr ich von Contarinp Folgendes: Mehrere Nomaden reiten auf flüchtigen Pferden langsam in die Steppe hinaus und suchen eine Straußenheerdc auf. Einige mit Wasserschläuchen belastete Kamele folgen den Jägern in einer gewissen Entfernung nach und bleiben auch während der Jagd immer in ihrer Nähe. Wenn sie ihr Wild entdeckt haben, reiten die Jäger so lange gemächlich auf den Trupp der Vögel zu, bis ein vor-
*) Edlihm ist von „Etwas, was tiefschwarz, zugleich aber
glatt und weich ist", Ribehda von rvdööL „mit einer dunklen oder grauen Farbe begabt sein" und Naahm von oLLmL „weich und schön sein" abgeleitet.
III.
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