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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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barmherzigen war übervoll und der Zorn Allahs, des Gerechten und Heiligen, ergrimmte über den Frevler. Höher und höher stieg er hinauf zu der Wohnung der Begnadigten, als wolle er die Sonne erreichen. Da nahte sich ihm der strafende Engel des Herrn und zog den Schleier hinweg, welcher ihn von der Flammenstrah- lendcn trennte und sie sandte ihm ihre Gluthen zu. Im Nu vcr- brannten seine Schwingen und elendiglich stürzte er zur Erde her­ab. Noch heute kann er nicht fliegen, heute noch siehst Du seine versengten Federn, heute noch fürchtet er Gottes Zorn und sucht diesem mit riesigen Schritten zu entgehen. In einem engen Rau­me rennt er so lange herum, bis er ermattet niedersinkt. Darum, o Mensch, nimm Dir den Vogel der Wüste zum warnenden Bei­spiel, beuge Dich unter die Gewalt des Gewaltigen und willst Du Etwas unternehmen, so sage vorher in schall ah! damit Du den Segen Allahs zu Deinem Werke habest."

Wem fällt nicht die Aehnlichkeit dieser Sage mit der Geschichte des Ikarus ein! Welche Erzählung ist die ältere? Ich glaube, beide sind von einander unabhängig. Aber das ist der Unterschied zwischen beiden: die Mythe der Griechen ist aus der Luft gegrif­fen, die der Araber fußt auf vorhandenem Grunde. In alle ara­bischen Sagen webt die Religion ihre hellen, leuchtenden Fäden; sie sind es, welche dem Gewände seinen Schimmer leihen. Und wenn sich der religiöse Sinn unter den ungelchrten, unwissenden Arabern weit verbreitete, wenn er auch im Herzen des gleichsam von der übrigen Welt getrennten Nomaden feste Wurzeln schlug, diese Erzählungen haben dazu gewiß Viel beigetragen. Alle stre­ben nur nach einem Ziele hin: Achtung und Verehrung Al­lahs und seiner hochheiligen Gebote!