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Angst oder Muthlosigkcir, sondern vielmehr eine so vollständige Geistesgegenwart, daß für sie eigentlich gar keine Gefahr cristirt. Sie fürchten sich nur vor Ihresgleichen und vor Schlangen; großen Ranbsängethiercn entgehen sie durch die Flucht, Raubvögeln begegnen sie durch ihren festen Zusammenhalt; jeder Adler läßt, weil er weiß, daß er sofort von der ganzen Bande angefallen werden würde, die Affen ungeschoren. Sie führen das sorgenloseste Leben der Welt.
Während die „Abalandjaht"* **) ) von den Eingebornen des Sudahn nur verachtet werden, sind die „Khiruhd"*) oder Paviane mit Recht gefürchtet. Sie werden dem sie angreifenden Menschen oft sehr gefährlich; man versicherte mich, daß ihnen selbst der Löwe aus dem Wege ginge, jedenfalls würde er viel mit ihnen zu schaffen haben. Die alten Männchen erreichen eine bedeutende Größe, sind bcmähnt, bekommen ein furchtbares Aussehen und besitzen eine erstaunliche Kühnheit, Kraft und Gewandtheit. Sie sind Bewohner der Gebirge und scheuen das Wasser, weil sie nicht schwimmen können. Man weiß im Sudahn viele Geschichten von ihrer grenzenlosen Frechheit zu erzählen und es ist begründet, daß sie während ihrer Brunstzeit Frauen und Mädchen schon tödt- lich gemißhandelt haben. —
Die kleinen Affen werden im Sudahn in Netzen gefangen; die Paviane erhäscht man, nachdem man sie vorher durch ihnen vorgesetzte Mericsa, welche sie begierig trinken, berauscht hat. Erstere sieht man ungleich häufiger in der Gefangenschaft als letztere. —
Ich könnte von den Affen, welche ich lebend besaß, viele Geschichten erzählen; doch würde das hier zu weit führen. Deshalb begnüge ich mich, einen wahrhaft rührenden Zug aus ihrem Leben mitzutheilen: die zum Sprichwort gewordene Affenliebe. Ein männlichem Abalandj, welchen wir frischgefangcn gekauft hatten, zeigte eine ebenso große Neigung, junge Thiere zu warten, als es sonst gewöhnlich nur die Aeffinncn zu thun Pflegen. Ein-
*) Plural von „Abalandj."
**) Plural von „K h i'r d."