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mal erhielten wir einen jungen, noch sehr der mütterlichen Hülfe bedürftigen Affen seines Geschlechts. Koko, so hieß unser Männchen, adoptirte das Acffchcn sogleich, behandelte es mit mütterlicher Zärtlichkeit, bewachte es, wenn es fraß und wärmte es Nachts in seinen Armen. Er war beständig für sein Wohl besorgt, wurde unruhig, wenn es sich einige Schritte weit entfernte und rief es bei anscheinender Gefahr sogleich zu sich zurück. Wollten wir es ihm entreißen, dann wurde er wüthend, sprang uns nach dem Gesicht, biß heftig um sich und vertheidigte sein Adoptivkind mit all' seiner Kraft. So lebte er mehrere Monate mit ihm. Da wurde das Acffchcn krank und starb nach wenig Tagen. Der Schmerz des Pflegevaters war grenzenlos; er glich nicht dem Schmerz eines Thieres, sondern dem eines tief fühlenden Menschen. Erst nahm er seinen erstarrenden Pflegling in beide Arme, liebkoste ihn auf alle mögliche Weise, lockte ihn mit den liebevollsten Tönen und wartete ihn wie früher mit großer Zärtlichkeit. Dann setzte er ihn vor sich hin, betrachtete ihn genau und begann kläglich zu schreien, als er sah, daß er zusammenbrach. Immer und immer wiederholte er die Versuche, ihn in das Leben zurückzurufen; jedesmal schrie er laut auf, wenn er sah, daß sein Liebling todt blieb. Den ganzen Tag über nahm er keine Speise zu sich; das todte Thicrchen beschäftigte ihn unablässig. Zuletzt entrissen wir ihm dasselbe mit Gewalt und warfen es über die hohe Mauer unseres Hofes hinweg in den Garten. Schon nach wenig Minuten hatte Koko seinen starken Strick zerbissen — wozu er früher nie Versuche gemacht hatte — sprang über die Mauer und kehrte mit der Leiche in den Armen nach seinem Platze zurück. Wir fesselten ihn von Neuem, entrissen ihm das todte Aeffchen zum zweiten Male und warfen es in einen tiefen Brunnen. Koko befreite sich sogleich wieder von seinen Banden, durchsuchte unsern und einen benachbarten Garten stundenlang und verließ unser Haus, ohne dahin zurückzukehren. Am Abende desselben Tages sah man ihn den Wäldern zueilen.
Einer meiner Bedienten hatte eine alte Aeffin für mich gekauft, welche mit ihrem noch ganz kleinen, säugenden Jungen gefangen worden war. Es kann keine Mutter geben, welche zärtlicher als