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sei dahin; sie lebt einzeln in den Gärten, Orangen- und Oliven- wäldchen und ist ungcmein scheu. Unser lieber Staar sucht sich in Untereghpten seinen Aufenthalt — wahrscheinlich kommen bloß wenige bis dahin —; der goldgelbe Pirol ist selbst von den Urwäldern des zwölften Grades n. Br., in welche sich unsere Würger zurückziehen, noch nicht befriedigt und geht weiter. Unter den Krähenartcn offenbart die Saatkrähe ihre Wanderlust; sie kommt in Flügen im Nilthale vor. Sehr seltene Gäste sind dort der Edelfink, der Hänfling und der Stieglitz, häufiger erscheinen die fettleibigen Grauammern. Unsere Fcldler- chen habe ich nie südlich vom dreißigsten Grade n. Br. angetroffen, die Pieper, welche rüstigere Wanderer sind, dagegen um so häufiger. Von den Klcttcrvögeln bekunden nur der Wendehals und der Kukuk den Wandertrieb; ersterer geht bis nach dem Sudahn hinauf, letzterer, wie die Schwalben, nach dem tiefsten, unbekannten Innern. Kiebitze und Regenpfeifer bleiben in Egyptcn, die Ufcrläufer wandern südlicher. Unser Kranich zieht mit dem an der Wolga hausenden Jungfernkranich bis an die Ströme des Sudahn, die Störche fliegen noch weiter, die Reiher finden es überall wohnlich. Von den Schnepfenartcn wandern nur die Beccassinen bis nach Egypten; die Rallen, Rohrhühner und Wasserhühner fliegen, schwimmen und laufen bis zum dreizehnten Grade der nördlichen Breite. Jeden Winter erscheinen in Egyptcn einzelne Schwäne und große Schaaren wcißstirniger Gänse, Enten, Scharben, Mö- ven und Seeschwalben, von denen fast alle Arten dort auf dem Zuge vorkommen. —
Es ist für den Naturforscher, der im Süden weilt, ein erhebendes, beseligendes Gefühl, wenn er die nordischen Vogel auf ihrem Wandcrzuge ankommen sieht. Er begrüßt sie wie traute Bekannte, denn
„die Böge! sie kennen sein heimathlich Haus;" ihm ist, als müßten sie ihm Grüße von der entfernten theuren Heimath bringen. Und wie bekannt, wie vertraut thun sie in der Fremde! Der Adler, welcher bei uns zu Lande sich die höchsten