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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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teu niederer Gebüsche liegen soll. Man verspricht mir, mich bis auf sichere Schußnähe an das Raubthier heranzuführen und zwar noch « ehe dieses den Jäger bemerken würde. Brennend vor Jagdbegierde

eröffnete ich meinen Gefährten und Dienern meinen Entschluß, daS kühne Wagstück zu bestehen und bat sie, mich zu unterstützen. Allein der Doktor und alle Bedienten weigerten sich bestimmt, die Jagd mitzumachen. Zu meinem Leidwesen mußte nun auch ich die schöne Gelegenheit versäumen, weil es Thorheit oder Tollkühnheit gewe­sen wäre, zum ersten Male allein auf die Löwenjagd auszugehen.

Am folgenden Tage kamen wir zu der mitten im Walde lie­genden Hütte eines Fakh'ie. Wenige Felder in der Nähe derselben mochten sein ganzer Reichthum sein. Nicht weit entfernt von ihr fanden wir eine zweite Nistkolonie des Biencnfrcsscrs. Dicht dane­ben lag ein riesengroßes Krokodil, welchem ich eine Büchscnkugel zudachte. Ich machte einen weiten Umweg, um ungesehen an das­selbe heranzukommen, kroch vorsichtig auf Händen und Füßen ' durch das mich deckende Gebüsch und lag nun, mich schon im Vor­

aus über seinen Tod aus purer Rachsucht freuend, hart am Ufer­rande. Die Stelle, auf welcher es sich gesonnt hatte, war leer. Teufel! Doch halt!" Da schwamm es gemüthlich im Strome herum, den Kopf über das Wasser emporreckcnd, es hatte keine Ahnung von seinem Todfeinde. Ich zitterte vor Jagd- und Mord­lust und weidete mich an dem in meine Hand gegebenen Unge­heuer. Es blinzelte mit den graugrünen Augen, ich fürchtete, voir ihm entdeckt zu werden und durste keine Zeit mehr verlieren. Lang­sam erhob ich das Todesrohr, zielte kurz und sicher, die Büchse krachte, die Kugel hatte ihren bezeichneten Weg eingehalten. Hoch­auf rauschten die Wellen. Das in's Gehirn getroffene Thier peitschte sie mit seinem furchtbaren Schwänze und schoß wie toll auf der Oberfläche des Wassers herum. Plötzlich bekam es Zuckun­gen, öffnete den zahnstarrenden Rachen, ließ einen merkwürdigen Schrei hören und versank in den trüben Fluthen des langsam da­hin fließenden Stromes. Das war die schönste Krokodiljagd, welche ich jemals gemacht habe. Die schädlichen Bestien sind hier