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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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MI von einer Stadt zur anderen gezogen und schließlich nach Char- thum gelangt. So etwas kann Engländern wohl begegnen.

Hier fanden sie aber, daß sie nicht mehr genug Geld zur Rück­reise hatten. Ihre Verlegenheit war groß. Ich nahm mich ihrer treulich an und erhielt auf meinen Namen die ihnen nöthige Geld­summe von Nikola Ulivi und zwar, Dank der früher von mir empfangenen Prügel, zu mäßigen Prozenten vorgestreckt. In kur­zer Zeit wurden wir die besten Freunde. Nur eine einzige Schwie­rigkeit konnten wir nicht sogleich überwinden. Der Botaniker Dr. Bromfield allein sprach deutsch, die jungen Leute redeten außer ihrem Englisch weiter keine mir verständliche Sprache. So blieb unsere Unterhaltung oft auf Gesten beschränkt oder konnte nur durch den gemeinschaftlichen Dragoman Bromfield geführt werden, was diesem und uns lästig werden mußte. Allein wir lernten uns nach und nach doch verstehen und von Tage zu Tage mehr lieben.

Noch heute denke ich mit großem Vergnügen an jene ange­nehme, im Inneren Afrika's gemachte Bekanntschaft. Leider war unser Zusammensein nur von kurzer Dauer. Wir versprachen uns gegenseitig zu schreiben; der Tod hat dieses Versprechen aufgehoben. Wenige Tage nach seiner Abreise von Charthum erlag der Eine, Mr. Lakes, dem Klima Ost-Sudahns. Er starb in Berber el Muche'rrcf. Dr. Bromfield starb, noch vor meiner Ankunft in Eghptcn, in Damaskus an den Folgen des klimatischen Fiebers, und nur der Dritte, Mr. Pengcllcy kehrte nach Indien zurück. Von ihm habe ich Nichts wieder gehört. Es scheint mir Manches traumhaft zu sein, was ich in Nord-Ost-Afrika erlebte; die glück­lichen und fröhlichen Stunden, welche ich mit jenen rechtlichen, braven Menschen unter einer Gesellschaft lasterhafter Bösewichte ver­brachte, scheinen mir es mehr, als alles Uebrigc. Besäße ich nicht ein von ihnen für mich in Kairo zurückgelassenes Andenken an sie, ein treffliches Fernrohr, ich würde ernstlich versucht sein, zu glauben, ich habe sie nie gekannt.

Zuweilen wird es mir ganz wehe um das Herz, wenn ich auf die in Afrika verlebten creignißrcichcn und verhängnißvollcn Jahre zurückblicke. Von meinen dortigen Freunden und Bekannten sind