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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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schon jetzt die meisten dem höllischen Klima erlegen. Nur wenige erfreuen sich noch heute ihrer vollen Gesundheit, aber sie sind mir so fern, daß mir ihre Briefe wie Stimmen aus einer andern Welt vorkommen. Von all' Dem, was ich erlebt, ist mir Viel zurück­geblieben und doch ist es für mich unendlich Wenig!

Am 18. März verließ ich mii den Engländern zu Schiffe Charthum, um sie eine Strecke wird zu begleiten. Die Dahabie war mit sechs Ruderern bemannt und eilte rasch den Strom hinab. Ehe die jungen Leute Sudahn wieder verließen, wollten sie erst noch eine Jagdpartie auf dem weißen Flusse machen, weßhalb wir um Rahs e l Charthum herum - und den weißen Strom hinauf segelten. Hier brachten wir in einer Entfernung von ungefähr zwei Meilen von Charthum die Nacht und den größten Theil des fol­genden Tages zu, kehrten dann um und landeten unterhalb des uns schon bekannten Dorfes Halfa'r.

Am 20. März. Bei Gegenwind schifften wir nur langsam den Strom hinab. Gegen Abend sahen wir hinter dem Gebirgs- zugc in der Nähe des Dorfes Surrurah b ein Schiff mit österrei­chischer Flagge Hervorfahren. Es kam rasch den Strom heraufge- braust, fuhr aber ganz in unserer Nähe auf eine große Sandbauk auf. Nun wurde cS von unseren Schüssen begrüßt und dann an­gerufen. Deutsche Worte hallten zu uns herüber; die Dahabie brachte uns den lange ersehnten österreichischen Konsul, unsern Freund, den Dr. Konstantin Rcitz. Ihn begleitete ein großer, schöner Mann, welcher mir als ein deutscher Kaufmann aus St. Peters­burg, Herr Bauerhorst, vorgestellt wurde.

Nach den ersten herzlichen Begrüßungen fragte ich nach Ba­ron Müller. Die Antwort des Konsuls lautete nicht befriedigend; sie bestätigte mir beinahe eine Nachricht, welche die fliegende Fama längst in Charthum verbreitet hatte, daß nämlich Baron Müller banquerott sei. Für uns hatte Dr. Rcitz von ihm kein Geld, sondern nur einen nichtssagenden Brief voller Be- theuerungen, Klagen und Beileidsbezeugungen erhalten. So war die letzte Hoffnung zerronnen. Ich wußte nicht, wie ich die Hun­derte von Meilen, welche mich vom Vatcrlande trennten, zurück-