Gottcö Sonne und seine hochheilige Natur, ich hatte in meinem Hofe eine eigene kleine Welt. Wie viel Vergnügen machten mir meine zahmen Ibisse, die lebenden großen Thiere; wie schmeichelten mir die Affen, wie liebkoste mich Bachicda! Aber freilich Geld hatte ich nicht; oft mußte ich mir die Frage auswerfen: „Herr, was werden wir morgen essen?" Oft raubte mir jenes „Geschenk deS Teufels", das gräßliche Wcchselficbcr, Kraft und Muth. Und dann, welch' tiefen, bittern Groll hegte ich gegen die große Mehrzahl der Menschen, von denen mich fast alle diejenigen, mit denen ich näher in Berührung kam, belogen, betrogen, ja beinahe um meine Menschenliebe besrohlen hatten! Jetzt, wo ich ruhig und theilnahmlos in ihr buntes Treiben schaue, muß ich über meine damaligen Gedanken lächeln; begreiflich finde ich sie aber heute noch. Damals bin ich oft in den Diwahn B au er horst's gegangen, um mir die trüben Gedanken aus dem Sinne zu schlagen oder mit ihm zu plaudern. Zuweilen stritten wir uns wohl auch einmal, aber immer wurde der Friede bald wieder hergestellt. Stundenlang spielte ich mit Bachieda. Ich gewann sie sehr lieb, sie wurde meine beste Freundin. In ihrem Charakter fand man noch Offenherzigkeit, Kraftsülle, Ehrlichkeit und Gemüthlichkeit vereint.
Aber wer war denn eigentlich Bachieda? wird man fragen. Das hätte ich freilich meinen Lesern vorher sagen sollen, zumal da, wie wir wissen, Bachieda ein Mädchenname ist, der aus dem Persischen stammt und „die Glückliche" bedeutet. Und da könnte man glauben, als habe Fraucnliebc mir damals Trost gebracht. Nun Bachieda war zwar in der That weiblichen Geschlechts, aber kein Mädchen. Sie war, um eö kurz zu sagen, die meinem Freunde Bauerhorst gehörige junge Löwin, mit deren Erziehung er mich betraut hatte. Er hatte sie von Laticf- Pascha zum Geschenk erhalten, weil ich diesem sagte, daß mein Freund das junge Thicrchen allerliebst finde. Die Löwin mochte ungefähr ein halbes Jahr alt sein, als wir sie bekamen. Sie hatte die Größe eines mittleren Dachshundes, war schon ganz zahm und mit den Menschen bekannt geworden und durfte frei herumlaufen. Ich nahm mich ihrer besonders an und gewann bald ihre Anhänglichkeit.