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Sie folgte mir wie ein Hund auf dem Fuße nach. Oft besuchte sie auch ihren früheren Herrn, den sie sogleich erkannte, wenn er zu Fuß oder zu Roß in die Nahe unseres Hauses kam. Nachts theilte die Löwin nicht selten das Lager mit mir; sie war zahmer, als ein Hund, und betrug sich immer sehr artig. Nur als sie größer wurde, mußte sie einige Male wegen Wildheit gezüchtigt werden. Sie spielte mit den Pavianen, welche wir besaßen, wurde aber von ihnen ängstlich gemieden. Einmal fraß sie einen kleinen Affen, ein anderes Mal tödtete sie einen Schafbock, mit dem sie oft spielte, mit einem Schlage ihrer kräftigen Pranken. Wenn wir sie zu derb züchtigten, ging sie wüthend auf uns los, wurde aber sehr bald wieder sanft und gerade so gutmüthig, wie vorher. Wir haben mit diesem schönen Thiere manche angenehme Stunde verlebt; ich habe es begreiflich finden lernen, daß Thiere den Verlust des Umganges mit Menschen ersetzen können. —
So verlebte ich den Sommer des Jahres 1851. Er hatte viele böse, aber auch manche gute Tage. Die mir bekannten Dinge Charthums gingen schleppend ihren Gang, ohne daß Etwas geschehen wäre, was Abwechselung in unsere Einförmigkeit gebracht hätte. Die Notizen über das, was ich erlebt, sind immer sehr kurz im Tagebuche. Ich will daraus noch Einiges mittheilen:
Am 8. Mai 1851. Ankunft mehrerer Briefe aus der Hcimath.
Am 9. Mai. Auf dem Basare hängt man einen Mörder.
Am 17. haben wir ein ziemlich starkes Gewitter; am 2 4. frißt ein Krokodil einen Knaben von ungefähr acht Jahren auf der im blauen Flusse liegenden Sandbank; am 1. Juni fahren wir Deutschen nach Halfai und besuchen einen Bekannten von mir, den Türken I brah im - Arh a, von dem wir festlich empfangen werden. Ende Juni tritt Aali-Arha aus meinen Diensten, weil er die reiche Wittwe eines türkischen Kaufmanns heirathcn will, und wird von dem Pascha als Khawahs des Nahsir el Enke*) mit einem Gehalt von monatlich hundert und fünfzig Piastern angestellt. Aali-Arha hofft, diese Summe durch viele gezwun-
*) S. Th. 1 S. 172.