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„„Lil äiadulo! Was denkst Du von mir, Ehalihl-Effendi? Ziehe in Frieden! Du bist nicht mir, Du bist der Regierung Ost - Sudahns Geld schuldig. Die Schatzkammer derselben wird Dir zur Bezahlung Deiner Schuld längere Frist gestatten. Bezahle zwei Monate nach Deiner Ankunft die der Regierung schuldige Summe an Deinen Konsul in Kairo; ich werde dort das Geld erheben lassen. Aber wie willst Du nach Kairo gelangen? Du hast eine Reise von mehreren hundert Meilen vor Dir, wo willst Du die Reisekosten hernehmen?""
„Mein Freund Bauerhorst hat mir versprochen, diese bis nach Kairo auszulegen."
„„Ganz gut, Chalihl-Effendi. Aber ich will Dir noch eine Lehre geben. Du bist jung und kannst noch nicht die Menschen- kenntniß besitzen, welche ich mir durch lange Erfahrung im Ge- schäftslcben erworben habe. Glaube mir, der beste Freund verwandelt sich allgemach in einen Feind, wenn man ihn fortwährend um Geld anzusprechen gezwungen ist. Ich kann verhüten, daß auch Du diese Erfahrung machst, und ich will es. Schicke mir morgen ein Gesuch zu; ich werde darauf verfügen, daß man Dir noch fünftausend Piaster aus der Schatzkammer auszahlt. Du bist der Regierung dann zehntausend Piaster schuldig; zahle sie in Kairo an Deinen Konsul zurück.""
Ich fand im Anfange keine Worte, meinen Dank anözudrük- ken. Endlich sagte ich ihm: „Herrlichkeit, Deine Gnade drückt mich zu Boden, ich werde Deinen Edclmuth nie vergessen." Er mag in meinen feuchten Blicken wohl gelesen haben, was ich fühlte. Freundlich entließ er mich*). Am folgenden!Tage erhielt ich die erwähnte Summe ausbezahlt.
*) Nachdem ich im Vaterlands, und Latief-Pascha wieder in Kairo angekommen war, hielt ich es für meine Pflicht, ihm nochmals zu danken. Ich schrieb in französischer Sprach an ihn und erhielt sehr bald eine mir höchst schmeichelhafte Antwort. Der geneigte Leser möge nicht glauben, daß ich mich mit den in jenem Briefe enthaltenen Schmeicheleien brüsten will, aber der Brief wird ihm einen Beweis liefern, wie freundschaftlich Latief gegen mich gesinnt war. Ich bin stolz, daß ich mir das Wohlwollen dieses ausgezeich. neten Mannes erwarb und entblöde mich nicht, dies zu sagen.