Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
299
Einzelbild herunterladen

299

jemals wieder zu sehen, zurückläßt. Mein Abschied war noch schmerzlicher; ich nahm ihn nicht von dem Lebenden mehr, ich nahm ihn von seinem Grabe. Der unersetzliche Verlust, den ich erlitten, trat mir noch einmal in seiner ganzen Herbheit vor die Seele; ich fühlte ihn von Neuem wieder und verließ den Fricdhof weit trauriger, als ich ihn betreten hatte.

Dann besuchte ich den seines Amtes entsetzten Gouverneur der Provinz, Schirmn-Bei, und brachte ihm die Grüße und Dank­sagungen, welche mir mein Vater für ihn aufgetragen hatte. Er schien sich über meinen Besuch zu erfreuen und bat mich, mehrere Briefe, die er gern sicher gehen lassen wollte, mit nach Kairo zu nehmen. Ich that dies mit dem Vergnügen, welches wir empfin­den, wenn wir uns Jemanden, der uns einen großen Dienst er­zeigte, dankbar erweisen können.

Herzlich froh waren wir, als wir am 13. September der Stadt Dongola den Rücken kehren konnten. Die Erinnerung an die Vergangenheit drückte mich und meinen treuen Freund Bauer- horst. Am Abend des 14. Septembers landeten wir in der Nähe des großen Dorfes Hafiera, um dort zu übernachten. Eine Gerichtsscene hielt uns auch am anderen Morgen bis Mittag dort auf. In Charthum hatten wir einen jungen Burschen, Ach- med, der gern die Maheruhset sehen wollte, in Dienst genom­men. Der Vater desselben, ein Scheiki, kam in Dongola zu uns, um sich der Abreise seines Sohnes zu widersetzen und diesen zurückzufordern. Achmcd klagte, weinte und bat uns flehentlich, ihn nicht von uns zu stoßen, weil seine Eltern und zwar vorzüg­lich die Mutter ihn fortwährend mißhandele. Wir verwiesen Va­ter und Sohn an den Diwahn, welcher den Bescheid ertheilte, daß der Bursche hingehen könne, wohin er wolle.

Dieser entfloh hierauf aus der Stadt, um flußabwärts wie­der zu uns zu stoßen, wurde aber von seinen Verwandten einge­holt, in Ketten gelegt, seines Geldes und seiner Kleider beraubt und geschlagen. Mit Hülfe eines Bekannten entfloh er zum zweiten Male und langte zu gleicher Zeit mit seinem ihm nachgeeilten Va­ter bei uns an, um ein Asyl zu suchen. Jetzt nahm ich mich des