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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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nur einmal in Mekka, macht aber in der festen Ueberzeugung der Nubier jedes Jahr die heilige Wallfahrtsirran", d. h. so ge­heimnißvoll mit, daß er immer in Koike gesehen wird, obgleich er sich bei der Pilgcrkarawanc befindet.

Ich sah Schech Jdrieß aus seinem hübschen Hause heraus­treten, um den Morhrcb zu beten. Alle unsere Leute gingen ehrfurchtsvoll auf ihn zu, küßten ihm die Hand und baten um seinen Segen. Dann reihten sie sich den Dorfbewohnern an, ver­richteten die Waschungen und beteten dem Schech, welcher die Stelle des Jmahn übernahm, das Abendgebet nach. Unser alter Reis Jhsa versicherte mich, daß keine Barke hier vorüberfahre, ohne daß die Matrosen und der Nc'rS Schech Jdrieß um seinen Se­gen unddie Erlaubniß" zur Weiterreise gebeten hätten.

Schech Jdrieß lebt fast nur von den Gaben, welche ihm die Milde der Türken und Nubier spendet. Er sammelt aber keine Reichthümer. Was er besitzt, verwendet er an die Armen oder an Reisende. Auch uns sandte er mehrere Schüsseln seines Abendessens mit seinen besten Segenswünschen. Wir belächelten die Nubier nicht, welche einem so ausgezeichneten Manne eine Achtung zollen, die wir selbst ihm nicht verweigert haben. So ließ er unter An­derem am linken Stromufcr, einige Stunden unter Koike in der Wüste ein Häuschen bauen, um darin durch einen Sklaven und dessen Frau Reisende beherbergen und bewirthen zu lassen. Wir sahen daö Werk ancrkcnnungswcrther Gastfreundschaft und Barm­herzigkeit am folgenden Tage. Weit und breit ist keine menschliche Wohnung zu erblicken, die Gegend wüste und unwirthsam; da zeigt sich dem Reisenden ein Ort der Ruhe und Erquickung, auf dein der Segen eines heiligen oder in unseren Augen wenigstens ge­achteten Mannes liegt. Ein so edler Mann muß Ehrfurcht er­wecken !

Bauerhorst besuchte das Innere des Grabmals. Er fand ein sehr einfaches, von Lehmziegeln überwölbtes, mit arabischen In­schriften geziertes Grab. Ein Holzgitterwerk mit einer Kuppel über­dacht, dessen Ecksäulen versilberte Knäufe tragen, umschließt es. Wollene und seidene Decken zieren den Boden und das Gitterwerk.