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Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
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er nicht nur den vor uns liegenden Katarakt, sondern von Do ri­gol« aus alle übrigen Stromschnellen durchschwömmen hatte. Er befand steh auf der von mir genannten Insel Badihn und wollte diese eben verlassen, um nach Kairo zu reisen, als wir ankamen. Vergeblich suchte er bei uns und bei den übrigen Barken um Aufnahme nach. Da baute er sich aus Durrahstängeln ein vorn zugespitztes, zehn Fuß langes und fünf Fuß breites Floß, setzte sich darauf und ver­traute sich den Wogen des Stromes. Die Stiele zweier Palmen- blätter dienten ihm in den Schcllalaht als Ruder. In dem Ka­tarakt von Wadi - Half« zog ein heftiger Strudel sein gebrechliches Fahrzeug in die Tiefe und zwang unseren Nubier, so lange in der Stromschncllc herumzuschwimmen, bis das leichte Floß wieder zu Tagö kam. Er bestieg es von Neuem, fischte einen im Strome schwimmenden Waarenballcn aus dem Wasser, brachte diesen nach Wadi-Haifa und setzte dann seine weite Reise fort. Den Bedarf seiner Nahrung nimmt er sich aus den Dörfern mit, in denen er anlegt. So durchreisen die Nubier manchmal eine Landstreckc von mehr als hundert deutschen Meilen.

Am 28. Septeinber. Gegen Mittag kam eine der Barken, mit denen wir unsere Kataraktenrcise angetreten hatten, in Wadi- Halfa an und brachte die Nachricht, daß das Boot, welches schon am 3. September bedeutend beschädigt wurde, oberhalb des Schellahl Kussukohl oder Gas kohl in dem Katarakt von Wadi-Half« vollkommen gescheitert und mit fünfzehn Kamelladungcn oder bei­läufig sechzig Centnern Gummi untergegangen sei. Die Mannschaft hatte sich mit genauer Noth gerettet.

Kurz darauf langte eine zweite, meinem Gönner und Be­schützer, Latief-Pascha, gehörende Barke an. Ihre Ladung bestand aus einem prachtvllcn Löwenpaare, welches Latief-Pascha Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich zum Geschenk gemacht hatte, und fünfzehn bis zwanzig abysstnischen Sklavinnen. Die Leute lagerten sich in unserer Nähe unter Palmen. Wir sahen sehr schöne Mädchen unter den für den Haushalt des Pascha bestimmten Skla­vinnen, welche zusammen wohl über tausend Speciesthaler gekostet haben mögen. Der die Sklavinnen und Löwen begleitende Diener