Dokument 
Zweite Reise nach dem Sudahn, Reise nach dem Sinai und Heimkehr
Entstehung
Seite
312
Einzelbild herunterladen

312

genden Tempel. Er ist einer der schönsten, welche ich gesehen habe, sehr groß und ausgedehnt und mit vielen Bildwerken und Hiero­glyphen geziert. Die ganze Umgegend ist mit Trümmern bedeckt. An den Farben auf den Sculpturen kann man die Jahrtausende, welche an dem Bauwerke vorübergegangen sind, nicht ahnen; ihre alte Schönheit hat sich noch ganz erhalten.

Mit Gewehrschüssen und freudigen Hurrahrufcn passiren wir kurz nach unserer Abfahrt den Wendekreis des Krebses. Ich that es zum vierten Male. Unterhalb desselben verengt sich der Nil und bildet das sogenannte Thor von Kalab sehe (Bahb el Ka- labsche). Weiter stromabwärts liegt links der Tempel Hindahf und eine Meile von diesem der Schcllahl Tuboht. Er ist nur bei vollem Nile gefährlich und wird im Sommer ganz unbedeutend. Der in der Nähe desselben liegende Tempel gleichen Namens bie­tet wenig Bcmerkenswcrthcs dar. Es fehlt ihm sowohl das Groß­artige und Massenhafte der Anlage, als auch der Reichthum an Sculpturen, welche alle egyptischen Alterthümer auszeichnen. Die wenigen hier vorhandenen sind schlecht und liederlich ausge­arbeitet.

Am 3. October. Philä. Wir besehen die Ruinen der Fccninscl" zum zweiten Male, sind aber, trotz unseres ziemlich langen Aufenthaltes, nicht im Stande, unserem Gedächtniß ein klei­nes Bild all' des Herrlichen einzuprägen. Die Pracht des Tem­pels im Ganzen genommen ist so groß, die Sculptur und Verzie­rung der einzelnen Hallen so mannichfaltig, daß der Geist den Ge- sammteindruck nicht sogleich zu erfassen vermag.

Am 4. October ging ich mit allem Gepäck zu Kamel durch die Wüste nach Assuan. Baucrhorst blieb auf der Barke und pas­sierte mit ihr den unbedeutenden Schcllahl oder den sogenannten ersten Katarakt des Nil. Wir verweilten bis zum 7. Octo­ber in Assuan. Ueber unsere Reise durch Obcregypten habe ich nicht Viel zu berichten. Am 8. October erreichten wir Morgens Kohm-Ombos, Nachmittags den Djcbel elSelseli, Abends das zerstörte Dorf Silwe, Tags darauf E d fu. Der bisher von mir wenig beachtete Tempel daselbst überraschte mich. Er ist in je-