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der Wüste lagen und warf sie bei Seite; das war die ganze Arbeit. Erst jetzt läßt die egyptischc Regierung eine wirkliche Hochstraße herstellen, ist aber zugleich auch genöthigt, neue StationShäuscr zu errichten, weil die, welche die Engländer erbaut hatten, aus Holz bestanden und nur für die Zeit, während welcher die Benutzung der Straße den Engländern ausschließlich zugehören sollte, berechnet waren. Nach Ablauf einer mit der cgyptischcn Regierung durch Vertrag festgestellten Reihe von Jahren übergab die Compagnie ihr Werk an die egyptischc Regierung. Diese hatte dann das Vergnügen, eine sogenannte Straße in eben demselben Zustande zu erhalten, in welchem sich die Wüste früher befunden hatte, bemerkte, daß sie von den schlauen Söhnen Albions recht anständig betrogen worden war und fing nun an, dasselbe zu thun, was sie vor mehr als fünfzehn Jahren auch härte thun können: eine wirkliche Straße und massive Posthäuser anzulegen.
Jedes der Stationshäuser besteht aus einem langen Gebäude mit zwei Vordcrflügcln, welche durch eine ziemlich hohe Mauer wiederum mit einander verbunden sind. Das Hauptgebäude enthält Stallung zu vicrunddreißig Pferden und Maulthieren für den Postdienst; in den Flügeln wohnen die Postknechte und der Postbeamte. Zwei große gußeiserne Kasten werden vorn Nil aus durch Kamele mit Wasser versehen und müssen fortwährend den nöthigen Bedarf für drei Tage enthalten. Die Gebäude liegen ungefähr eine deutsche Meile von einander. Sie sind numerirt und werden von Kairo aus gezählt. In der Nähe der Stationen Vier, Acht und Zwölf hat man Gasthäuser für die Postrciscndcn errichtet. Der bloße Eintritt in dieselben muß aber erst mit einer Guinee erkauft werden; die Lebensrnittel sind natürlich ebenfalls enorm theuer.
Am 10. November. Die Wüste ist sehr einförmig, der Weg bietet wenig Unterhaltung. Selbst von einer Wüstenvegeta- tion steht man fast keine Spur. Es ist Alles todt. Nur die zwei- bindige, die isabellfarbene Wüstenlerche oder eine versprengte Gazelle zeigt sich manchmal dem Reisenden. Erst in der Nähe der hohen Gebirge am rothen Meere wird es besser. Dort erhält der dann und wann fallende Regen in den durch