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Gleichzeitig mit dem Flügel Pelsdorf- Holienelbe wurde der Bau des Flügels von Trautenau nach Freiheit in Angriff genommen. Das Aupathal, das am südlichen Abhange der Schneekoppe seinen Ausgang nimmt und dann unterhalb Marschendorf einen südöstlichen Lauf einschlägt, erfreut sich ausnehmend günstiger Verhältnisse. Der fruchtbare, weite, sanft abfallende Thalboden eignet sich ganz besonders zur Wiesencultur, die denn auch vorherrschend und umfangreich betrieben wird und deren indirecte Resultate, insbesondere die bekannte Riesengebirgsbutter, einen verbreiteten Ruf besitzt. Ausserdem verleiht die ergiebige Wasserkraft der Aupa, sowie die Nähe des Schatzlarer Kohlengebietes der Industrie alle Bedingungen lebensfähiger Entwicklung. Zahlreiche industrielle Etablissements, namentlich Papier- und Spinnfabriken, sind längs des Flüsschens situirt. Schliesslich hat die Nähe des in raschem Aufschwünge begriffenen, lieblich gelegenen Badeortes Johannisbad, sowie des Culminationspunctes des Riesengebirgsstockes einen lebhaften Verkehr von Badegästen und Touristen zur Folge. Alle diese Bedingungen versprachen der Flügelbahn nach Freiheit genügende Prosperität.

Die Verhältnisse gestalteten sich für den Bau, abgesehen von der Grundeinlösung, die enorme Schwierigkeiten mit sich brachte, ziemlich einfach, da die Bahn in der ersten Hälfte bis zur Station Altstadt auf die Thalsohle gebettet ist und nur von Altstadt an, nachdem sie vom rechten auf das linke Aupa-Ufer übergetreten ist, einen leichten Lehnenbau erforderte, der blos nächst den Stationen Altstadt und Freiheit etwas grössere Erdarbeiten beanspruchte. Die Station Freiheit liegt nächst dem ! gleichnamigen Städtchen und lässt eine Fortsetzung der Bahn in das obere Aupathal nach Marsebendorf ohne Schwierigkeiten zu.

(iriiudsäüe und Krfolge der Itauaiisfiiliriing.

I. Allgemeine Bemerkung.

Beim Bau der Oesterr. Nordwestbahn wurde den obligatorischen Vorschriften der technischen Vereinbarungen des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen über den Bau und die Betriebs-Ein­richtungen der Eisenbahnen ausnahmslos Rechnung getragen.

Im Uebrigen bemühte man sich, für den Bau die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der Eisenbahntechnik in Anwendung zu bringen.

II. Grundeinlösung.

Die für die Grundeinlösung errichtete Geschäftsabtheilung der Baudirection hat alle Arbeiten zu besorgen, welche das Ausmaass und die Erwerbung der zum Bahnbau mittelbar und unmittelbar benöthigten Grundflächen und Realitäten, die Ablösung oder Entschädigung der allenfalls durch den Bahnbau angegriffenen oder gefährdeten Eigenthumsrechte, sodann die Begrenzung, Vermarkung und dauernde Sicherstellung der von der Bahngesellschaft erworbenen Besitzrechte, endlich die Ver­zeichnung der Steuer-Ergiebigkeit und die Auszeichnung des erworbenen Besitzes in den öffentlichen Büchern und die Verzeichnung desselben in einem Grundbuche der Gesellschaft zum Zwecke haben.

Dieser Dienstzweig wurde, seiner Bedeutung entsprechend, als von dem Baugeschäfte selbst untrennbar betrachtet und desshalb bezüglich der Behandlung der localen Geschäfte stets dem bau­leitenden Ingenieur auf der Baustrecke, die Centralleitung aber der Baudirection Vorbehalten.

Der zur Durchführung des Grundeinlösungs-Geschäftes berufene Organismus tlieilt sich in:

a) den Dienst auf den Linien.

b) im Centrale.

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