IX

Für manche Gewerbe wäre die Verwendung von Frauen sogar ein Vortheil, weil sie mit ihrer Hülfe billiger produziren könnten; jedenfalls werden die Männer so galant sein, sich vor der Concurrenz nicht zu fürchten und lieber zu einem schwereren Geschäft, das die Frauen nicht treiben können, übergehen.

Für die Frauen der ländlichen und der gewerblichen Be­völkerung brauchen wir übrigens uns keine Sorge zu machen. Diese helfen sich in der Regel selbst; sie finden Arbeit. Aber für die Töchter, Wittwen und Waisen niederer Staatsdiener und ähnlicher Stellungen wäre es eine wahre Erlösung, wenn ihnen ein weiterer Spielraum von gewerblicher Beschäftigung eröffnet würde. Wie oft muß ein Weib, das an gar keine Arbeit gewöhnt ist, am öftesten noch in späteren Jahren, anfangen zu arbeiten, wenn den Mann ein Unglück betroffen hat. Welche Arbeit bleibt ihr übrig, als die am schlechtesten bezahlte: Nähen und Sticken, da sie eine andere nicht erlernt hat.

Wenn auch nicht alle, so sollte doch eine Anzahl von sol­chen Gewerben den Frauen freigegeben, oder wo die Gewerbe­ordnung kein Hinderniß bietet, da sollte das Vorurtheil bekämpft werden, welches Frauen aus besseren Ständen gegen gewerb­liche Arbeiten haben, damit mittellose Mävchen ein Geschäft erlernen können, worin sie sich mit ihrer Hände Arbeit red­lich und anständig ernähren können und, nicht bloß um ver­sorgt zu werden auf's Geradewohl einen Mann zu heirathen brau­chen, den sie nicht lieben, von dem sie vielleicht die unwürdigste Behandlung ertragen müssen; damit sie nicht gar noch tiefer sinken.

Wenn dann ein solches Mädchen, das eine gewerbliche Be­schäftigung erlernt hat, in gute Verhältnisse heirathet und ihre Fertigkeit nicht mit anzuwenden braucht, dann macht ihr letztere auch nicht heiß; betrifft sie aber in der Ehe irgend ein Unglücks­fall, so weiß sie sich getröstet, weil sie sich jederzeit auf ihrer Hände Arbeit verlassen kann. Daß die Poesie der Frauen­welt die Zartheit der Empfindung unter solcher praktischen An­schauung des Lebens leiden möchte, fürchten wir keineswegs; denn