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Hausfrauen.

gleich von vornherein zuerkannte und abgegrenzte Rechte ein. Man lasse sie nach gethaner Arbeit auch an Wochentagen ruhen, und ver­lange niemals zu viel von ihnen; man zeige ihnen Sympathie» man befehle nie! Was würde eS uns auch schaden, wenn wir so höflich würden, wie es die Franzosen im Allgemeinen und die Engländer vorzugsweise und so sehr gegen Dienstboten sind, daß sie nichts von ihnen verlangen, ohne hinzuzusetzenich bitte" und nichts annehmen, ohne zu sagenich danke". Höflichkeit verpflichtet unter allen Um­ständen und sie gewinnt uns vor Allem die aufrichtige Zuneigung unserer Dienstboten. Ohne dieses Attachement sind die Dienstboten die Qual des Haushaltes. Wie verkehrt ist es auch, sie die unter­geordnete Stellung, die sie darin einnehmen, beständig und ohne daß sie eS provociren, fühlen zu lassen. Aus richtige Weise vielmehr zeigt sich die geistige und sittliche Uebcrlegenhcit der Herrschaft in aufrich­tiger Theilnahme an den Leiden und Freuden der Dienenden, in der Höflichkeit des Herzens, die mit der Liebe verwandt ist, in der ruhi­gen, klaren, festen, leidenschaftslosen Mahnung, Belehrung und Zu­rechtweisung» sogar in Vertheidigung deö Dienstboten gegen Ungerech­tigkeiten oder Ungezogenheiten, zu denen sich vielleicht das Fräulein oder wenigstens der Herr Sohn in den Flegeljahren hinreißen läßt. Diese Zumuthung mag mancherMama" hart erscheinen; aber es ist ihr Vortheil, ichr Glück, wenn sie sich auf diese Weise gute, treue, dankbare, achtungs- und liebevolle Dicnstgeister erzieht. Hochmuth, Härte, Launenhaftigkeit, Strenge mit Ungerechtigkeit macht unter allen Umständen schlechte Dienstboten böser und selbst gute mürrisch und verdrießlich."

Im ,,.4m6iieun ^rieuIUiri8l" finden wir ganz dieselben An­sichten über diesen Gegenstand ausgesprochen. Der Mangel an guten Dienstboten heißt es dort steht nur in gleichem Verhältnisse mit der Seltenheit guter Herrinnen. Die Wenigen, welche Dienst­boten richtig zu behandeln wissen, haben auch gewöhnlich treuergebene Dienerinnen, so daß in der Regel mehr als die Hälfte der Klagen über die Fehler der Dienstboten auf deren Arbeitgeber zurückfällt. Es mag dies als eine harte Bemerkung erscheinen; allein man ver­gesse nicht, daß die Dienstboten im Allgemeinen weniger Bildung besitzen und deßhalb erst Belehrung erhalten müssen, ohne welche sie in der Regel Alles unrecht anfassen. Ihre Stellung giebt es der Hausfrau in die Hand und in ihre Gewalt, diejenigen zum Besseren zu leiten, welche nicht entschieden widerspenstig, unverbesserlich und ganz dumm sind; ja, es ist sogar ihre Pflicht, dies zu thun, und wenn sie dies unterläßt, so opfert sie einen Theil ihres häuslichen Glückes und fügt ihren Untergebenen ein entschiedenes Unrecht zu. Besonders müssen sich Dienstgeberinnen der Geduld befleißigen. Wenn einer Hausfrau diese Tugend fehlt, so ist schon halb und halb der Grund zn Störungen im Familienleben gelegt. Geht etwas quer, gleich erhält das Mädchen Ausschelte; wo doch in den meisten Fäl-