Dienstboten im Allgemeinen.

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schen Mädchen, da sie mit der englischen Sprache nicht vertraut sind, stets nur ein beschränkter Kreis, guten Dienst zu erhalten, zu Ge­bote. Die Mehrzahl der weiblichen Dienstboten in Amerika ist unverheirathet und von 16 35 Jahre alt. Die Dienstherrschaften in den größeren Städten dortselbst pflegen bei der Auswahl ihrer Dienstboten gewöhnlich solchen den Borzug zu geben, welche gerade vom flachen Lande hereingekommen sind, sowohl ihres kräftigeren und frischeren Aussehens halber, als auch wegen ihres bescheideneren Wesens und ihrer Unverdorbenheit halber. In den großen

Städten Amerika's, besonders in New-Iork, ist ein Ueberfluß von

weiblichen Dienstboten; während im Innern des Landes ein ziemli­cher Mangel an denselben herrscht, trotzdem besserer Lohn gezahlt

wird. Auch in der Nachbarschaft bedeutenderer Fabriken mangeln weib­liche Dienstboten sehr. Denn dort ziehen es die Mädchen, besonders die Amerikanerinnen, vor, lieber in Fabriketablissements zu arbeiten, als in häuslichen Dienst zu treten; weil sie der Ansicht sind,

daß dies eineanständigere" Beschäftigung wäre, und weil sie darauf halten, daß sie mehr freie Zeit für sich haben, und mehr Herr Ihrer selbst bleiben können. Trotzdem die Dienstboten im Innern des Landes mehr geachtet und angesehen sind, ja gleich wie Fami- lienmitglieder gehalten werden, so können sie dock selten und schwer bewogen werden, große Städte, wie z. B. New-Zsork, zu verlassen. Lieber wollen sie in New-Zsork sterben, als auch nur in der Nach­barschaft dieser anziehenden Stadt selbst für hohen Lohn in Dienst treten. Was an dieser Erscheinung schuld sein mag, ist nicht recht herauszufinden. Ist es die Furcht etwa, dort keine Landsleute zu finden und keine Gesellschaft mit solchen haben zu können? Oder ist es die Besorgniß, auswärts zu keiner kirchlichen Gemeinde ihres Glaubensbekenntnisses Zutritt zu haben? Vielleicht dann auch wie­der der Zweifel, ob sie den Platz, für welchen sie weggehen sollen, wirklich auffinden könnten; ob sie die Verrichtungen, die ihnen auferlegt werden würden, auch im Stande sind, zu erfüllen; - end­lich die Rücksicht auf die erforderlichen Reisemittel für den Fall ihrer Wiederkehr in die Stadt?

Ein guter Dienstbote muß folgende drei Eigenschaften haben: 1) die erforderliche Geschicklichkeit für all' die nöthigen Verrichtun­gen seines Dienstes; 2) ächte Weiblichkeit und 3) Anhänglichkeit und Achtung vor der Dienstherrschaft. Zumeist sind es die Dienst­boten selbst, die sich ihre Lage und Stellung angenehm oder un­angenehm machen können. Würden sie gutmüthig, bescheiden, ver­trauensvoll, fleißig und willig sein, würden sie thun, was in ihren Kräften stände, dann würden sie sicherlich in den meisten Familien sich auch heimisch fühlen und Anerkennung finden. Wenn sie bedäch­ten, daß Leute in bevorzugter Stellung im Leben auch damit eine größere Dareingabe von Sorge, Verdruß und Mißhelligkeiten jeder Art auf sich nehmen müssen, so würden sie als kluge Dienstboten auch