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Dienstboten im Allgemeinen.

mehr Geduld mit einer launenhaften Dienstherrschaft zu haben lernen und sich dann schließlich selbst Anerkennung, Rücksichtsnahme und Belohnung erwerben.

Es spricht nicht zu Gunsten von Dienstboten, welche zu oft von einem Dienst zum andern wechseln; vielmehr ist solches geeignet, Mißtrauen an der Brauchbarkeit oder Verlassigkeit derselben hervor­zurufen. Trotzdem aber ist es rathsam für einen Dienstboten, eine Stelle, wo er sich nicht heimisch fühlen und zufrieden sein kann, so bald als nur immer möglich mit einer anderen zu vertauschen. Sicherlich wäre es Dienstboten zuträglicher, wenn sie eine Stelle bei rechtschaffenen Leuten, auch wenn sie weniger Lohn erhielten, solchen Plätzen bei selbstsüchtigen und rücksichtslosen Dienstherrschaften vor­ziehen würden, bei denen sie selbst bessere Bezahlung einnehmen könn­ten. Denn bei den ersteren würden brave Dienstboten mehr Rück­sicht und Theilnahme in Fällen der Betrübniß oder Erkrankung fin­den, die sich selbst im Falle der dereinstigcn Versorgung freundschaft­licher Weise über die Grenzen des Dienstverhältnisses, ja für's ganze Leben hinaus erstrecken dürste; während man in letzterem Falle die­selben für ihre Dienste mit den: gegebenen höheren Dienstlohne für alle Fälle als abgelehnt ansehen und keinerlei Theilnahme an ihrem ferneren Fortkommen zu nehmen geneigt sein wird.

Dienstboten, welche entweder rücksichtslose und ungerechte Dienst- herrschaften, oder auch solche haben, welche allzu sehr nachsichtig sind, setzen sich der äußersten Gefahr für ihre Gesundheit aus. Sie sind oft der Kälte und Feuchtigkeit sehr ausgesetzt, ohne hinreichend beklei­det zu sein, und ohne genug oder gute Nahrung zu erhalten. An­dere sind in derselben Gefahr, wenn sie anfangen, Freude am Naschen, oder wohl gar am Genusse von geistigen Getränken zu finden. Manche solcher Dienstboten erkranken plötzlich, und dann sind sie auf Jahre hinaus nicht mehr im Stande zu arbeiten. Denn sobald sich die ersten Anzeichen der Erkrankung bei ihnen einstellen, wissen die Dienstherrschaften in der Regel nichts anderes zu bedenken und zu thun, als die erkrankte Person so schnell als möglich fortzu­schaffen, damit man im Hause ja nicht mit der Wartung derselben belästigt werde. In einem solchen Falle der Erkrankung ist der arme Dienstbote freilich übler daran, als es einst der Sklave war, an dessen Gesundheit und Arbeitsfähigkeit sein Herr das größte In­teresse hatte; denn dem armen Dienstboten bleibt in der Regel nur das bittere Gefühl der Verlassenheit und des Elendes, keinen Ort auf der ganzen weiten Welt zu haben, wo er sein Haupt hinlegen könnte. Indessen ist doch Eines gut in Amerika; die meisten weiblichen Dienstboten nämlich finden während der Zeit ihres Dien­stes in einem Lande, wo die Niederlassung und Gewinnung eines Lebensunterhaltes ganz frei gegeben ist, hinlänglich Gelegenheit, an der Hand eines fleißigen Mannes einen bescheidenen eigenen Herd gründen und ein gutes Fortkommen finden zu können, ohne ander-