Dienstbotenhäuser.

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wohl einem ehemaligen Dienstboten in Fällen der Notb gern eine Unterstützung, aber Almosen geben müßte in einer Seele, in welcher Alles am rechten Platz ist, fast eben so beschämend sein, als Almosen empfangen. Darum, wenn Menschenfreunde überall in größeren Städten einen Fond zusammenbrächten und eineAlters- und Krankenkasse für Dienstboten stifteten, zu welcher so­wohl diesen, als auch den Herrschaften der Beitritt gestattet wäre, so konnte gewiß ein sehr segensreicher Anfang gemacht werden."

Wir müssen noch einmal auf die Mägde - Herberge " zurück­kommen, wie sie hier in Altona besteht, und in welcher auch Mäd­chen, die, um in Dienst zu gehen, vom Lande her zur Stadt kommen, Aufnahme finden, bis sie in einen Dienst treten können. Durch solche Anstalten würde der große Unfug derGesindemärkte", die so viel Ähnlichkeit mit den ehemaligen Sklavenmärkten haben, endlich einmal aufhören müssen; Bräuche, die man, leider! noch in manchen Gegenden unseres deutschen Vaterlandes gang und gäbe findet. So bieten sich z. B. im Luxemburgischen Dienstlcute beiderlei Geschlechts von Weihnacht zu Weihnacht zu Preisen feil, welche ihren physischen oder moralischen Eigenschaften entsprechen.Es ist für Fremde heißt es in einer Schilderung dieses Dienstbotenmarktes ein merk­würdiges Schauspiel, von 9 Uhr Morgens an die Stadt von Stelle- suchenden erfüllt zu sehen, welche von den entferntesten Oertlicbkeiten herkommen. Man findet auf dem MarkteSubjecte" von 30 bis 300 Francs, welche letzteren zur Aristokratie der Dienstboten gehören. Auf etwa zwei- bis dreihundertmenschliche Artikel" kommen ungefähr tausend Käufer. Die ersteren stammen jedoch nicht allein aus Luxem­burg, sondern zum Theil aus Belgien, Frankreich u. s. w. Der jüngste Dienstbotenmarkt ist glänzend ausgefallen; man konnte da Mädchen in Crinolinen sehen, die sich um die Stelle einer Kuhmagd bewar­ben. 2500 Kaufverträge kamen zu Stande, und die Gekauften wur­den von ihren Käufern, dem Gebrauche gemäß, nach der nächsten Schenke geführt, um den Einstandstrunk zu erhalten." Ein wei­terer Gesindemarkt, aber von noch viel traurigerer Art, ist, nach der Gartenlaube" (Seite 35, Jahrgang 1866) derjenige, welcher alle Jahre zu Ostern in dem Württembergischen Städtchen Ravensburg abgehalten wird, und wo Kinder b e i d e r lei G e s ch l e ch t e s, vom 7. bis 15. Lebensjahre, welche aus ärmeren österreichischen Alpen- gegenden zusammengetrieben oder vielmehr aufgekauft worden sind, zu Markte gebracht, und wieder verkauft werden, wie das liebe Vieh. Diese Kinder müssen dann im Schwarzwaldc oder auf der Rauhen Alp Vieh hüten. Es ist dies gewiß ein ganz schmäh­licher Kinderhandel, dem dadurch ein Ende gemacht werden könnte, wenn Menschenfreunde irgend einen Passenden und ergiebigen Indu­striezweig in diese armen Alpenthäler hineinbringen würden, durch welchen die armen Kinder in ihrer Heimath Erwerb finden könnten, und die Eltern nicht zu einem solchen bitteren Schritte gezwungen