Kindermädchen.

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Neigung zu kleinen Kindern in sich trägt. Denn die War­tung der Kinder erfordert viel Hingebung an sie, viel Geduld und Aufmerksamkeit. Auch ist hiebei nothwendig, eine milde Strenge ob­walten zu lasten, damit die Kinder es schwer finden, ungehorsam zu sein. Endlich erfordert es manchmal einige Kraft, recht unartige Rangen bezähmen zu können.

Kindermädchen erhalten in Amerika nebst freier Station gewöhn­lich K 1 bis 8 1. 25 Cts. pr. Woche. An manchen Stellen for­dert man von einer Kinderwärterin auch noch, daß sie fremde Spra­chen (in New-Aork deutsch und französisch) correct sprechen könne, damit die Kinder dieselben schon frühzeitig mit der Muttersprache erlernen. Wo solche Anforderungen gestellt werden, da wird dann auch ein verhältnißmäßiger höherer Lohn gern bewilligt.

Mütter sollten freilich immer eher erwachsene und gesetzte Per­sonen, denen sie ihre Kinder mit mehr Sicherheit anvertrauen könn­ten, und die auch die Kraft haben, gewaltthätig«.' Kinder zu bemeistern, solchen Kinderwärtcrinnen vorziehen, welche fast selbst noch nicht ihre eigenen Kinderschuhe ausgetreten haben. Leider betrachten, wie Auguste Herz in einem Aufsätze in denNeuen Bahnen" (Nr. 8 und 9, 1867)die Stellung der Kindermädchen zur Erziehung in den Familien" sagt, viele Eltern noch immer den Kinderdienst als eine Nebensache, der sogar noch der Hausmagd zu ihren vielen und vie­lerlei Obliegenheiten aufgeladen wird. Selbst da, wo ein eigenes Kindermädchen gedungen wird, nimmt man die Sache bei der Aus­wahl einer solchen Person, leider! allzu leicht, ohne die Folgen zu bedenken. Denn die Mehrzahl derer, welche sich zur Kinderwartung anbieten, thut dies lediglich, weil ihr dieser Dienst die Aussicht eröffnet, oft außer dem Hause sein, spazieren gehen, plaudern und Liebesverhältnisse ohne Zwang unterhalten zu können. Solche Per­sonen sind in der Regel leichtsinnig, träge und vergnügungssüchtig, und wie unter dem Einflüsse dieser Eigenschaften die Kinder bei ihnen aufgehoben sind, bedarf keiner weiteren Ausführung. Die Stellung der Kindermädchen und Pflegerinnen sagt die obengenannte Verf. am Schlüsse ihres vortrefflich geschriebenen Artikels muß eine andere, eine bessere, als sie jetzt ist, werden. Das Kindermädchen darf nicht die letzte, sie muß vielmehr die erste und am besten bezahlte unter den häuslich Bediensteten sein; denn sie bat unter Allen das wichtigste, das ern­steste Geschäft. Diener, Köchin, Jungfer, Stuben- und Küchenmäd- chen haben alle nur mit äußerlichen, vergänglichen und an sich werth- losen Dingen zu thun; den Kinder-Mädchen aber und Wärterinnen ist ein junges, geliebtes und hoffnungsvolles Leben zur Obhut an­vertraut, ein Leben, berufen zu schöpferischer That, zu Glück und Freude, zu Vollkommenheit und Unsterblichkeit. Wie verblendet, wenn man die Erreichung dieses Zieles und dieser Bestimmung blinder Wahl und dem Zufalle überlassen will!

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