Haushälterinnen.

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10 von 1867) ist ein Aufsatz von E. Rudorff enthalten, über des Kindes geistige und physische Erziehung in den ersten Lebens­jahren", der von jeder Mutter, auch von Ammen gelesen zu werden verdient. Dort heißt es unter Andcrm auch bezüglich des Verhal­tens der Ammen:Ebenso wie man der Amme von schwächlicher Constitution durch stark nährende Speisen, durch den öfteren Genuß von leichtem Bier und guter Milch zu Hülfe kommen muß, so darf eine kräftige robuste Person nur Brodwasser, oder mit Wasser ge­mischte Milch und seltener Fleischspeisen erhalten. Ist die Amme durch ihre früheren Beschäftigungen an Bewegung im Freien, an Arbeiten gewöhnt, die eine stärkere Krastcntwicklung fordern, so hüte man sich davor, sie fortwährend eine sitzende Lebensweise führen zu lassen, die nachteilig auf ihre Gesundheit wirken muß. Man gebe ihr ohne sie aus den Augen zu lassen Arbeiten, wie wa­schen, scheuern von Stuben, reinigen von Kleidern u. dergl. auf, und gestatte ihr, wenn es irgend thunlich ist, sich täglich in der fri­schen Luft zu bewegen. Von großem Änflusse auf das Gedeihen des Kindes ist es, wenn die Amme nicht lange vor der Mutter geboren hat, da sonst die schon kräftig gewordene Milch für die schwache Verdauung des Neugeborncn sich als zu schwer erweist. Nach hefti­gen Gemüthsbewegungen, nach Aergcr und Schrecken, ja selbst nach großer überwältigender Freude drücke man die Milch aus und lege das Kind erst dann wieder an die Brust, wenn das Gemüth wieder beruhigt ist und die volle Fassung gewonnen hat. Daß eine Mut­ter der Amme, aus deren Lebenskraft ja ihr Kind seine Nahrung empfängt, in einer Weise begegnen muß, die geeignet ist, derselben die Heiligkeit ihres Amtes klar zu machen und sie aus eine höhere Stufe der sittlichen Erkenntniß zu führen, bedürfte kaum einer Mah­nung. Der Würde der Hausfrau, dem Aufrechterhalten der noth­wendigen Autorität braucht dabei in keiner Weise etwas vergeben zu werden.Gute Herrinnen, gute Dienerinnen", ist auch in diesem Falle ein wahres Wort."

13. Haushälterinnen oder Wirthschafterinnen, welche die Hausfrau repräsentiern können, lassen in ihren Stellungen sehr ver­schiedene Bildungsgrade zu. Ein gefälliges und entschlossenes We­sen paßt besser zur Leitung eines Haushalts, als Heftigkeit und schelten. Man muß den guten Willen und das Vertrauen der Un­tergebenen zu gewinnen suchen, und dann werden dieselben mit besse­rer Willfährigkeit und mit größerer Anstrengung erkenntlich sein. Aber doch vermeide man alle Familiarität mit ihnen. Häusliche Verrichtungen sind harte Arbeit, und doch hängt davon, daß sie recht gethan wird, die Bequemlichkeit und das Wohlbefinden der Dienst- herrschaft ab. Aber viele Mühe und Anstrengung kann den Dienst­boten erspart werden, wenn die Haushälterin eine geschickte Ord­nung und Reihenfolge derselben zu ersinnen versteht. Haus-