Oeffentliche und wohlthätige Anstalten.

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Matrone oder die Dienste als Aufseherinnen, Gehülfinnen u. dergl. versehen könnten. Wie segensreich kann der Einfluß einer Matrone in einer solchen Anstalt sich erweisen, wenn sie es versteht, in ihrer Stellung gütig und freundlich zu sein. Denn sie muß sich zwar strenge und entschlossen zeigen, aber auch verstehen, zu rechter Zeit Güte ob­walten zu lassen. Freilich ist ihre Verantwortlichkeit auch nicht gering; aber gerade dieser Punkt sollte für sie ein Sporn sein, stctö ihrer Pflicht getreu zu bleiben. In Erfüllung ihrer Obliegenheiten wird sie oft mit den Besuchen gebildeter Leute in Berührung gebracht, und es ist daher selbst für sie nöthig, sich Bildung in einigem Grade zu erwerben.

Vor Allem sollte an Besserungshäusern für Kinder eine Ma­trone angestellt sein. Ferner sollten unbedingt die Frauenabtheilungen in Armenhäusern, in Irrenanstalten, in Hospitälern, in Gefängnissen, in Arbeitshäusern und in vielen anderen öffentlichen und wohlthätigen Anstalten unter die Aufsicht von Frauen gestellt werden. Denn hier können sie besseren Einfluß ausüben, als männliche Aufseher, schon deshalb, weil sie die Bedürfnisse besser kennen, welche ihr Geschlecht hat und die Gefühle ihres Gleichen weit richtiger verstehen. Auch wird, sind Frauen zur Beaufsichtigung weiblicher Insassen solcher Anstalten angestellt, schon von vornherein manche Ungehörigkeit ver­mieden, ja mancher ärgerliche Auftritt und Verdruß verhütet, die männ­liche Beaufsichtigung etwa im Gefolge haben könnte. Daß weibliche Aufsicht der männlichen in solchen Fällen weit vorzuziehen ist, hat schon in dem Satze seine volle Berechtigung, daßnur Frauen das Herz einer Frau kennen lernen können". Auch sollten Waisenhäu­ser, Taubstummenanstalten, Besscrungöhäuser, Augen- und Gehör- Heilanstalten, Schulen verwahrloster Kinder und alle ähnlichen Insti­tute, so weit als nur immer zulässig, unter der Aussicht von Frauen stehen. Nebenbei gesagt, es würde gewiß von großem Nutzen sein, wenn auch Frauen im Direktorium solcher Anstalten eine mitberathende Stimme haben dürften, insbesondere, wenn sie als Matronen oder Aufseherinnen sich Erfahrungen gesammelt haben; denn sie könnten manche Verbesserung in Vorschlag bringen, welche für die Bequem­lichkeit und Gesundheit der Insassen förderlich ist, und die sonst der Beachtung der Männer entgehen könnte.

Es ist nicht immer leicht, Matronen für solche Stellen zu finden, noch viel weniger Nähterinnen und Schneiderinnen, welche willfährig wären, den Pfleglingen solcher Institute in den verschiedenen Zweigen der Nähtcrei Unterricht zu ertheilen. Diesem Mangel könnte da, wo Unterrichtsanstalten zur Heranbildung guter Dienstboten, zur Ausbil­dung von guten Krankenwärterinnen und Nähschulen entstehen, wohl dadurch abgeholfen werden, daß solche, welche sich einem derartigen menschenfreundlichen Berufe für die Heilung geistig oder moralisch Erkrankter, oder für die Aufbesserung der Lage körperlich, geistig oder moralisch verunglückter Mitmenschen widmen wollen, nach Besu-