52 Oeffentliche und wohlthätige Anstalten. Krankenwärterinnen.

chung dieser Lehranstalten noch eine besondere Belehrung über die Behandlung der Insassen solcher Anstalten empfangen würden.

In England sind bereits alle Stellen in den Hospitälern, Ge­fängnissen und Besserungs--Anstalten, welche unter der Verwaltung der Regierung stehen, mit Frauen beseht. In Irland hat eine Frau 25 Jahre lang die sog. Grange-Gorman-Besscrungsanstalt mit dem segensreichsten Erfolge geleitet. Die auffallende Reinlichkeit und Ordnung in den Arbeitshäusern in Holland ist lediglich der geschickten und gütigen Leitung der in denselben angestellten weiblichen Aufseherinnen zu danken, deren jedes Haus vier hat, die auch an der Verwaltung Theil nehmen und deren Namen in den Arbeitsräu­men, welche ihrer Aufsicht unterstellt sind, angeschrieben stehen. Auch in den sog.Tombs", dem Stadtgefängniffe von New-Zjork, ist einer Frau die Aufsicht über die weiblichen Gefangenen übertra­gen. In größerem Maaße sind Frauenspersonen aber in den öffentlichen Anstalten, welche in der Nähe New-Iorks auf Inseln im East River (Fluß) liegen, auf Randalls Island, Wards Island und Blackwells Island als Matronen, Aufseherinnen, Wärterinnen und Arbeiterinnen angestellt. Die Arbeit, welche die letzteren zunächst zu verrichten haben, paßt eigens für Frauen, obgleich auch Männer da­mit beschäftigt sind. Es bedarf hiezu auch keiner besonderen Vor- kenntnisse; nur ist nothwendig, daß solche Personen kräftig und gesund sind. Sie arbeiten so lange es nöthig, und werden zu jeder Ver­richtung herangezogen, welche ihnen angemessen ist. Sie wohnen und essen gleich an Ort und Stelle, wo sie beschäftigt sind, und erfreuen sich bequem eingerichteter Wohnungen. Ihr Lohn besteht außerdem noch in K 5 pr. Monat bis K 430 pr. Jahr baar, bei monatlicher Auszahlung. Intelligenter sich ausweisenden Individuen werden so­dann auch verantwortliche Stellen anvertraut und sie sind so gestellt, daß sie hinreichend freie Zeit und Gelegenheit für ihre eigene mora­lische und geistige Ausbildung finden.

19. Krankenwärterinnen. Erst vor einigen Jahren wurde die Aufmerksamkeit besonders auf die Krankenwartung gerichtet, und zwar aus Anlaß des heldenmüthigen Auftretens von Fräulein Flo- rence Nightingale und der Damen, welche sie in die Krim be­gleiteten, um in dem Kriege gegen Rußland die Kranken und Ver­wundeten zu Pflegen. Diese Dame gab die erste Anregung dazu, daß man in England an die Errichtung von Instituten dachte, in welchen Krankenwärterinnen die nöthige Unterweisung erhalten sollten. Die besten Anleitungen zur Krankenwartung hat diese Dame selbst geschrieben, und:Die Pflege bei Kranken und Gesunden", von vr. Wolfs übersetzt (Leipzig bei Brockhaus), sollte in keiner Familie fehlen. Ebenfalls hat sie auch für die Krankenpflege in Kranken­anstalten und Lazarethen ein großes Werk versaßt, verdeutscht unter dem Titel:Bemerkungen über Hospitäler" von Oi. Hugo Senft-