Krankenwärlermnen.

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leben (1866, Memel bei Johannes). Gleichen Heldcnmuth bewies Fränlein Anne M. Andrews aus Syrakuse (N. A.), welche zur Zeit, als vor mehreren Jahren das gelbe Fieber in Nor­folk (Va.) so gräßlich wüthete, ganz allein ihre Heimatb verließ und nach dem Orte des Schreckens eilte, wo sie, so lange die tödtliche Seuche dort anhielt, all' ihre Zeit und ihre Dienste den Kranken widmete. Sie erhielt die Denkmünze, welche in solchen Fällen den Aerzten verlieben wird, die sich in Zeiten herrschender Seuchen auf­opfernd bewährt haben. Im letzten Amerikanischen Bürgerkriege zeichneten sich ebenfalls viele Frauen durch Hcldenmuth und Mitgefühl in der Pflege der Kranken und Verwundeten aus. In Europa thaten sich bisher insbesondere dieBarmherzigen Schwestern", ein katholischer Klosterorden, und die protestantischenDiakonissinnen", ein Verein von Frauen, in der Krankenpflege hervor, und in Berlin, Wien, Halle und Turin sollen (nach der Verfasserin des Originals dieses Bucheö) bereits Anstalten für Unterweisung in der Kranken­wartung bestehen. Die katholischenBarmherzigen Schwestern" und die protestantischenDiakonissinnen" haben sich auch bereits der Krankcnwartung in Amerika angenommen und sich zum Theile auch der Erziehung der Waisen gewidmet. Anstalten zur Pflege kranker Kinder bestehen sowohl in Europa, wie auch in Amerika. New-Iork sowohl, als auch Philadelphia haben besondere Schulen für Krankcn- wärterinnen.

Jedenfalls ist einer guten Krankenwärterin eine gründliche Un­terweisung nothwendig. Und eine Person, die sich der Krankcnwartung widmen will, muß ein gutmüthiges, mitleidvolles Herz haben nnd sich einer guten, in jeder Beziehung kräftigen Gesundheit erfreuen. Auch ist ihnen Kraft und Ausdauer erforderlich, um Nachtwachen ertragen zu können. Ebenso müssen sie ruhig und gelassen die extremste Laune des Kranken hinzunehmen verstehen. Ein gutes Ge­dächtniß ist Krankenwärterinnen besonders ersprießlich, damit sie die Anordnungen des Arztes in der Auswahl und dem Gebrauche der Medicin, wann und wie dieselbe verabreicht werden muß u. s. w. behalten und richtig befolgen können. Ist ihnen ihr Gedächtniß aber nicht recht zuverlässig, so thun solche Personen wohl daran, die Ver­ordnungen des Arztes sich pünktlich aufzunotiren und das Geschriebene zu wiederholten Malen zu durchlesen. Selbstbeherrschung ist einer Kran­kenwärterin höchst nothwendig, da manche Kranken sich sehr oft äu­ßerst ungcberdig zu betragen pflegen. Die Wärterin soll außerdem einen frohen und heitern Sinn bewahren und sich an eine milde Stimme gewöhnen, da ja den Kranken das geringste Rauhe und Lärmende erregt nnd unangenehm berührt. Um Krankenwartung bei gebildeteren Leuten zu versehen, ist nebenbei gute Erziehung, Verstand und feines Gefühl nothwendig. Die beste und theilnahmsvollste Wär­terin giebt aber jedenfalls jene Person ab, welche schon einen Kranken gewartet hat, der ihr nahe gestanden und den sie recht lieb gehabt hatte.