Wäscherinnen.
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23. Wäscherinnen. — Frauenspersonen, welche in unabhängiger Stellung die Besorgung der Wäsche für das Publikum versehen, giebt es allenthalben. Der Verdienst, den Frauen bei dieser Beschäftigung erringen, richtet sich je nach localen Verhältnissen. Die Art und Weise der Bereitung der Wäsche kommt allmählig von der althergebrachten Methode der Handarbeit ab und wird immer mehr durch verschiedene HilfSwerkzeuge, wie Ruffeln, Waschmaschinen (deren bis 1860 in Amerika über 300 verschiedene Arten patentirt worden sind) erleichtert; wovon wir denn auch in einem eigenen Artikel reden wollen. Ja, in größeren Städten kommt das Waschen im Kleinen allmählig ganz aus der Mode und wird die Wäsche, wo größere und wohlhabendere Familien nicht dazu eingerichtet sind, und keinen eigenen Dienstboten besonders hiefür halten, in die bereits immer mehr Ausdehnung und Anerkennung gewinnenden „öffentlichen Wasch-Anst alten" geschickt. Dergleichen Institute erringen sich in größeren Städten Geltung, und sie wissen besonders durch den Vortheil der Zeitersparniß und der gebotenen Bequemlichkeit das Vorurtheil zu besiegen, als würden in denselben die Stoffe verdorben.
Die meisten dieser Wasch - Institute sind sogenannte Dampfwäschereien. Im Morgcnlande ist das Waschen und Bleichen mittelst Dampf schon lange bekannt, und in Frankreich haben Anstalten besagter Art schon längst bestanden, ehe sie in Amerika Einführung fanden. Das Waschen mit Dampf ist sehr einfach. Es besteht darin, daß man die Wäsche von Wasserdämpfen durchstreichen läßt und es so einzurichten sucht, daß dieselben in der Wäsche selbst sich verdichten, das heißt, zu Wasser werden. Die Fasern der Wäsche werden dabei durchdrungen, die Unrcinigkeiten aufgelöst und die viele Wärme, welche frei wird, wenn Dampf in Wasser übergeht, befördert diese Auflösung außerordentlich, sowie auch der Druck der Dämpfe, wenn man die Entweichung derselben etwas zu erschweren sucht, hiezu nur förderlich ist. Die Vortheile dieser Waschart gegen die gewöhnliche sind: 1) man erspart fünf Sechstheile an Holz oder Feuerung, 2) ebenso an Zeit (statt in 24 Stunden ist man in 8 Stunden fertig), 3) ein Drittheil des Arbeitslohnes, 4) ein Drittheil der Seife, und 5) wird die Wäsche weißer und — leidet weniger in Hinsicht der Haltbarkeit der Stoffe; die Nachtheile des anhaltenden und zuweilen sehr starken Reibens derselben beim Aus- waschen mit Seife sind somit in der Dampfwäsche durchaus nicht in jenem Grade vorhanden.
Von ganz besonders eingerichteten Waschanstalten, wie sie bereits in Frankreich, England und der Schweiz bestehen, erzählt der „Ba- zar" (Nr. 40, 1866) unter der Ueberschrift „Große Wäsche". Ein solches Institut in Paris, „Lavoir" genannt, enthält für 120 Wäscherinnen Platz und wurde mit einem Aufwande von 60,000 Frcs. hergestellt. Auch in Deutschland werden Waschanstalten der Art in