Nähterinnen im Allgemeinen.

75

welche gern ein großes Almosen giebt, zögert, wenn eine Arbeiterin reichlich bezahlt werden soll." Auch des schon einmal erwähnten Briefes an eine Gläubige" in derGartenlaube" (S. 655, 1866) müssen wir wiederholt, und gerade hier gedenken, welcher verdiente, in Millionen von Eremplaren unter die Frauen vertheilt zu werden.

Zur Widerlegung all' der wunderlichen und ungerechten Behaup­tungen aber, welche etwa noch über die Nähmaschine irriger Weise bestehen, möchten wir auf dasBuch von der amerikanischen Näh­maschine"*) hierdurch hinweisen. Was übrigens die Behauptung der Frau Penny und ihrer Freundin betrifft, so ist dieselbe schon durch ihre eigene Angabe vollständig widerlegt, wenn sie sagt, daß vor 1845 in New-Zjork nur gegen 10,000 Nähterinnen gewesen seien, jetzt aber die Anzahl derselben sich bedeutend ver­mehrt habe! -In der weiteren Darstellung der Lage

der Handnähterinncn giebt die Verfasserin doch auch der Wahrheit die Ehre, obgleich sie an dieser Stelle eine gewiß irrige Ansicht be­urkundet.

Zustimmung müssen wir aber einer Rüge von Frau Penny ertheilen, mit der sie Frauen, die in den besseren Lebensverhältnissen stehen, tadelt, weil sie sich herbeidrängcn, fürGeschäfte" zu nähen, lediglich um sich ein Taschengeld zum Verschleudern zu erwerben. Leider hat dieser Unfug auch in Deutschland Platz gegriffen, oder ist von dort ausgegangen. Diese Frauen sind es auch, welche die Lage der armen Nähterinnen, trotz der segensreichen Erfindung der Nähmaschine, verschlechtern helfen. Westermann'sMonats­hefte" (Aprilnnmmer, S. 108), bringen einen Aufsatz:Der Bazar für weibliche Handarbeiten in Dresden", in welchem einer gewissen Klasse von Damen in der That ein klägliches Armuthszeugniß aus­gestellt ist; solchen Damen nämlich, die, öffentlich sich der Arbeit schä­mend» solche heimlich dennoch suchen;* aber warum?Freilich, zum Unterhalte des Lebens bedarf man des Lohnes nicht, wohl aber heißt es dort wörtlich um die hohen Anforderungen der Toilette (!) zu befriedigen, die so dringend sind, daß oft der Körper selbst Noth darunter leiden muß; denn nach der gol­denen Lebensweisheit der bedrängten (?) gebildeten Klassen sieht Nie­mand, was in den Körper hineingeht, d. h. was man ißt, wohl aber Jedermann, was man auf dem Leibe trägt, und der Schein ist es vor allen Dingen, den die sogenannte Standeschre (?) zu wahren fordert. Darum sucht man nicht nach lohnender, sondern nach anständiger (??) Arbeit und da man hier den wirklichen Arbeiterinnen eine übermäßige Concurrenz macht, so ist der Lohn der elendeste, den man sich denken kann, und noch dazu die Behandlung, welche den gebildeten Damen Seitens der Arbeitgeber zu Theil wird, eine höchst unwürdige. Um diesem

*) Don welchem in kürzester Zeit die 2. Auflage erscheint.