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Nähterinnen im Allgemeinen.

moralischen und materiellen Elende (?) ein Ende zu machen, ist in Dresden eine Einrichtung getroffen worden, die alle Beachtung verdient (?). Man hat nämlich einen ständigen Bazar für weibliche Handarbeit errichtet, um den Mädchen und Frauen aus gebildeteren Ständen, die nicht die Mittel besitzen, um, so zu sagen, ein bischen Toilette zu machen, die Gelegenheit zu bie­ten, sich in anständiger Weise ein Taschengeld zu ver­dienen." Die Gründung solcher Etablissementsder Toilette halber" halten wir unbedingt für den verderblichsten Miß­brauch der Arbeit und Arbcitsassoeiation, halten wir für ein him­melschreiendes Unrecht gegen die armen Arbeiterinnen, bei welchen der kärglich gewonnene Arbeitslohn doch nur den Zweck hat, das freudenlose Leben voll Mühen und Entbehrungen zu fristen, nicht aber, eine Kokette in ihren albernen Toilettenkünsten zu unterstützen. Ja, fürverschämte Arme", welche aus anderen, als aus Toilettcnbetürfnissen entspringenden Beweggründen zur Hand­arbeit für andere Leute um Lohn greifen müssen, und für Arbeite­rinnen, welche oft zu schüchtern sind, sich vorzudrängen, um Arbeit zu erhalten, für solche bedürftige Personen wären ähnliche An­stalten am rechten Platze. Der Verein für Erweiterung der Erwerbs- fähigkeit des weiblichen Geschlechtes in Berlin hat einen solchenBa­zar" errichtet, der diese lobcnswerthe Tendenz zur Unterstützung der Frauenarbeit" mit vieler Umsicht und gutem Erfolge sich vorgesetzt hat, und der in jeder Beziehung zum Nachahmen anregt und als ein Muster-Institut gelten kann. Indessen fragt es sich um auf die obige Notiz zurückzukommen ob derDresdener Bazar" für weib­liche .Handarbeiten nicht einen edleren Zweck als die Beschaf­fung von Toilettemitteln gehabt hatte? Wenigstens darf. man der weiteren Behauptung dieses Artikels, daß diese Idee auch in Hamburg Nachahmung gefunden habe, entschieden ent­gegentreten und sie als einen großen Irrthum bezeichnen. Denn man kann sie mit der Thatsache widerlegen, daß daselbst schon lange ein Frauen-Verein zur Unterstützung der Armenpflege" besteht, welcher seine Thätigkeit besonders den ihm von Armenärzten und Armenpflegern empfohlenen Armen zuwendet, doch in besonderen Fällen auch verschämte Arme berücksichtigt, und dessen Hauptprincip ist, dahin zu streben, gesunden und arbeitsfähigen Personen zu einem ihren Fähigkeiten entsprechenden Erwerbe zu verhelfen. Der Verein hat unter Anderem eine Verkaufs-Niederlage von Arbeiten, welche von den Armen verfertigt worden sind. Ja, solche Vereine, aber keine Vereine zurToiletten - Unterstützung" für gebildete (?) Damen wären in allen größeren Städten wünschenswerth.

Nachstehende Löhne pflegten in New-Iork namentlich von größeren Wäsche- und Kleidergcschäften den Arbeiterinnen, die ihren Unterhalt durch Handnähtcrei verdienen mußten, bezahlt zu werden: 6 Cts. wurden für Verfertigung eines ganz gewöhnlichen weißen oder buntfarbigen